WELT
Haie wandern seit mehr als 300 Millionen Jahren
Baku, den 13. Januar (AZERTAG). Haie sind ein Erfolgsmodell der Evolution, und sie gelten als äußerst wanderfreudig. Jetzt glauben Forscher, den bisher ältesten Beweis dafür gefunden zu haben, dass die Fische große Entfernungen zurücklegen - und dabei nicht einmal den Wechsel zwischen Süß- und Salzwasser scheuen.
Als die Evolution die Haie erfand, muss sie einen guten Tag gehabt haben. Die ersten Arten, die den heute lebenden Räubern ähneln, gab es schon vor fast 400 Millionen Jahren. Die Frage ist allerdings, ob die damaligen Spezies auch genauso reisefreudig waren wie manche moderne Haie, die mitunter Tausende Kilometer zurücklegen und dabei auch durchaus gesellig sein können.
Jetzt aber haben Forscher nach eigenen Angaben den Beweis gefunden, dass schon vor rund 310 Millionen Jahren die heute ausgestorbenen Bandringa-Haie zwischen Süß- und Salzwasser-Lebensräumen hin- und hergewandert sind. Die Weibchen schwammen demnach aus den Flüssen und Sümpfen an die Küsten, um dort ihre Eier abzulegen, berichten US-Forscher nach der Untersuchung zahlreicher Fossilien in einem prähistorischen Flussdelta.
Das widerspreche der bisherigen Annahme, dass es sich bei den in ehemaligen Salz- und Süßwasserregionen gefundenen Bandringa-Haien um zwei unterschiedliche Arten handele, schreiben die Wissenschaftler im Fachblatt „Journal of Vertebrate Paleontology“. Es sei der bislang früheste Beleg für Wanderungen bei Haien.
Der Bandringa-Hai gilt als einer der vermutlich ältesten Verwandten der modernen Haie. Die Tiere hatten eine lange, abgeflachte Schnauze, die fast halb so lang war wie ihr Körper. Ausgewachsen erreichten sie eine Länge von etwa drei Metern. Lauren Sallan von der University of Michigan in Ann Arbor und Michael Coates von der University of Chicago untersuchten nun 24 Fossilien, die in einem Flussdeltasystem im heutigen Mittleren Westen der USA gefunden worden waren. Darunter befand sich auch eine der ältesten Hai-Kinderstuben - eine Ansammlung von fossilen Eierschalen und Jungtieren an der Küste der Mazon Creek genannten Fundstätte.
Die detaillierte Untersuchung der einzelnen Tiere lege nahe, dass es sich um Angehörige einer Art handelte, schreiben die Forscher. Unterschiede im Aussehen der Fossilien führten sie auf die unterschiedlichen Konservierungsvorgänge im Süß- und Salzwasser zurück. Im Süßwasser würden demnach Knochen und Knorpel, im Salzwasser das Weichgewebe besser erhalten. Die Forscher gehen davon aus, dass die Weibchen zum Ablegen der Eier an die Küste schwammen und dann in die Flüsse und Sümpfe zurückkehrten. Sie fanden in der Kinderstube nur Eier und fossile Überreste von Jungtieren; ausgewachsene Tiere fanden sie nur im Süßwasser.