WISSENSCHAFT UND BILDUNG
Im Dschungel riesige Siedlungsreste entdeckt
Baku, 13. Juni, AZERTAC
Archäologen haben riesige mittelalterliche Siedlungsreste in der Nähe der Tempelanlage Angkor Wat in Kambodscha entdeckt. Die Funde offenbaren nach ihren Angaben komplexe urbane Strukturen, etwa aufwendige Wassermanagementsysteme und Umgehungsstraßen.
Womöglich müsse ein Teil der Khmer-Geschichte neu geschrieben werden, berichten die Forscher in einer Publikation, die am Montag im "Journal of Archaeological Science" veröffentlicht wird. So fanden die Archäologen keine Anhaltspunkte für die Theorie, dass die Hochkultur nach einer Invasion aus dem heutigen Thailand mit einer Massenmigration Richtung Süden zu Ende ging.
"Wir haben ganze Städte unter den Wäldern entdeckt, von denen bislang niemand wusste, dass sie dort sind", sagte Damian Evans von der Ecole française d'Extreme-Orient in Paris der britischen Zeitung "The Guardian". Gemeinsam mit Kollegen nutzte er Lasermessungen (Lidar) aus der Luft, mit deren Hilfe Strukturen unter der dichten Vegetation des Dschungels erkannt werden können.
Eine Siedlung so groß wie Kambodschas Hauptstadt - Viele der bereits bekannten Kanalsysteme seien weitaus komplexer als bislang vermutet, schreibt Evans. Die Art der Wasserversorgung galt als Erfindung aus der Angkor-Blütezeit zwischen dem 9. und 13. Jahrhundert. "Aber hier haben wir ein Beispiel von einem höchst ausgeklügelten Wassermanagementsystem, das womöglich mehrere Hundert Jahre älter ist", schreibt Evans.
Auch die hie und da durch Ausgrabungen bereits bekannten urbanen Strukturen erstrecken sich deutlich weiter als bislang gedacht: teils bis 50 Quadratkilometer.
Am Berg Phnom Kulen nordöstlich von Angkor Wat sei bislang nur ein kleiner Teil der Siedlung Mahendraparvata bekannt gewesen. Nach den neuen Daten sei sie so groß wie Kambodschas Hauptstadt Phnom Penh. Auch die Siedlung um Sambor Prei Kuk sei deutlich umfangreicher, komplexer gebaut und dichter bewohnt gewesen.
Bislang dachten Wissenschaftler, das Gebiet um Preah Khan sei dünn besiedelt gewesen, doch hätten die neue Lasermessungen auch dort komplexe und weitreichende urbane Strukturen zutage gefördert. Für eine Vertreibung Hunderttausender Einwohner Richtung Süden gebe es keine Anhaltspunkte. Womöglich habe sich der Niedergang etwa wegen Dürre oder wegen des Zusammenbruchs der Wasserversorgung allmählicher ereignet.