GESELLSCHAFT
In Afrika erkranken jährlich Millionen Menschen an Malaria
Baku, 27. April, AZERTAC
Forscher haben erstmals einen Impfstoff gegen Malaria getestet, der tatsächlich vor der Krankheit schützt. Allerdings wirkt er nur bei etwa jedem dritten Kind.
In Afrika erkranken jährlich Millionen Menschen an Malaria. Die Ergebnisse einer neuen Impfstoffstudie bergen für sie zumindest etwas Hoffnung. Forscher haben erstmals ein Mittel entwickelt, das bei großen Tests Kinder vor einer Erkrankung schützen konnte, wie sie im Fachmagazin „The Lancet“ schreiben.
Bei einer vierjährigen Feldstudie erhielten rund 15.500 Säuglinge und Kleinkinder in sieben afrikanischen Ländern das Mittel RTS,S verabreicht. Der Impfschutz lag je nach Alter der Kinder zwischen 28 und 36 Prozent. Die Ergebnisse zeigen, dass eine Malariaimpfung grundsätzlich möglich ist. Von einem Durchbruch wollen unbeteiligte Forscher dennoch nicht sprechen.
Zwar sei erstmals gezeigt worden, dass ein Malariaimpfstoff zu einem "zwar begrenzten aber nachweisbaren Schutz" führen könne, bestätigte der Tropenmediziner Thomas Löscher von der Münchner Uniklinik. Allerdings seien die Ergebnisse "insgesamt doch eher enttäuschend und liegen weit unter den ansonsten von Impfungen erwarteten Schutzraten". Die Forschung könne aber auf der Studie aufbauen.
Wer hat's bezahlt? - Die Studie wurde von GlaxoSmithKline Biologicals SA und der PATH Malaria Vaccine Initiative finanziert.
Der an der Studie beteiligte Tübinger Tropenmediziner Benjamin Mordmüller hingegen bezeichnete die Ergebnisse als "sehr wichtigen Schritt". Die Zulassung des Impfstoffs wird nun von der Europäischen Arzneimittel-Agentur und der Weltgesundheitsorganisation (WHO) geprüft. Die Tübinger Forscher hoffen, dass RTS,S noch in diesem Jahr zugelassen und in die nationalen Impfprogramme der afrikanischen Länder aufgenommen wird.
„Malaria ist ein Gigant, Ebola eine Zwergameise“ - Weltweit sterben jedes Jahr Hunderttausende Menschen an der von Mücken übertragenen Krankheit, die meisten von ihnen sind Kinder, die in den afrikanischen Ländern südlich der Sahara leben. Mit dem Alter entwickeln sie eine natürliche Immunität, ältere Kinder und Erwachsene erkranken aus diesem Grund nur noch selten.
Eine aktuelle Studie zeigt, dass es allein aufgrund der durch die Ebola-Epidemie zusammengebrochenen Gesundheitssysteme in Sierra Leone Guinea, und Liberia 2014 mehr als drei Millionen zusätzliche unbehandelte Malaria-Fälle gab. Für den gleichen Zeitraum rechneten die Forscher mit fast 11.000 zusätzlichen Malaria-Toten.
Etwa genau so viele Menschen sind bislang während der aktuellen Ebola-Epidemie an den Folgen der Infektion gestorben. Auch wenn Ebola aufgrund der aktuellen Epidemie sehr präsent ist - was die Häufigkeit und die Zahl der Todesfälle angehe, sei „Malaria ein Gigant und Ebola eine Zwergameise“, sagt Tropenmediziner, der an der wissenschaftlichen Koordination der Studie beteiligt war.
Bei RTS,S handelt es sich laut Tropenmediziner um einen Impfstoff für die Betroffenen vor Ort, nicht für Afrika-Reisende. Der Impfstoff enthält ein Protein des Malaria-Erregers Plasmodium falciparum sowie einen Wirkverstärker. Er führt zur Produktion von Antikörpern durch das Immunsystem, die verhindern, dass die von Mücken übertragenen Parasiten die Leber erreichen und die Erkrankung vorantreiben.
„Die Impfungen werden sehr gut vertragen“, sagte Tropenmediziner. Vereinzelt seien jedoch geimpfte Kinder an Hirnhautentzündungen (Meningitis) erkrankt. Eine Erklärung dafür haben die Tübinger Forscher noch nicht, sie bezweifeln aber einen Zusammenhang mit dem Impfstoff. In Ländern südlich der Sahara kommt es immer wieder zu Meningitis-Ausbrüchen wie aktuell im Niger.