WIRTSCHAFT
In Japan steigen die Preise
Baku, den 26. Juli (AZERTAG). Seit 20 Jahren steckt Japan in der Deflationsfalle. Die Preise sinken, die Löhne steigen kaum, der Konsum ist schwach. Nun gibt es ein Hoffnungszeichen. Das Hoch könnte aber von kurzer Dauer sein.
Japan macht Fortschritte im Kampf gegen die seit Jahren die Wirtschaft lähmende Deflation. Die Verbraucherpreise stiegen im Juni erstmals seit 14 Monaten wieder. Ohne Berücksichtigung von Nahrungsmitteln legten sie um 0,4 Prozent im Vorjahresvergleich zu, wie aus der Statistik der Regierung hervorgeht. Das war der stärkste Anstieg seit November 2008.
Allerdings geht er vor allem auf höhere Strom- und Benzinpreise zurück und nicht auf eine stärkere Konsumnachfrage, die ein Zeichen für einen nachhaltigen Aufschwung wäre.
Ökonomen warnten deshalb vor Euphorie. „Wenn man die Energie ausklammert, dann gibt es keinen klaren Aufwärtstrend bei den Preisen“, sagte Dai-ichi vom Life Research Institute in Tokio. „Erst wenn die Löhne zu steigen beginnen, können wir von einem nachhaltigen, aussagekräftigen Trend sprechen.“ Bis dahin sei es noch ein weiter Weg.
Im Mai stiegen die Löhne bereits den zweiten Monat in Folge nicht. Legen sie nicht zu, dürfte der private Konsum weiter verhalten bleiben, zumal die Regierung im April die Mehrwertsteuer anheben will.
Die fatale Spirale der fallenden Preise - Die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt kämpft nun schon seit zwei Jahrzehnten gegen die Deflation – also einen Preisrückgang auf breiter Front. Fallen die Preise erst einmal, setzen Verbraucher darauf, dass Waren und Dienstleistungen immer günstiger werden und halten sich mit ihren Ausgaben zurück.
Die Firmen bleiben auf ihren Produkten sitzen, verlieren Umsatz und müssen Mitarbeiter entlassen, was den Konsum weiter drückt. Ministerpräsident Shinzo Abe will die Deflation mit seiner Wirtschaftspolitik („Abenomics“) beenden und setzt auf eine extrem lockere Geldpolitik, bei der die Notenbank viele Milliarden in die Wirtschaft pumpt.
Die Notenbank BOJ hat das Ziel ausgerufen, binnen zwei Jahren eine Inflationsrate von zwei Prozent zu erreichen. Experten zweifeln, dass dies erreichbar ist. „Für die meisten Menschen steigen die Löhne nicht genug“, sagte Ökonom Hidenobu Tokuda vom Mizuho Research Institute. „Die BOJ wird wohl ihren Zeitplan ändern müssen.“
Auch deshalb ist die japanische Wirtschaft im ersten Quartal so schnell gewachsen wie kein anderer Industriestaat. Auch fürs zweite Vierteljahr zeichnet sich ein Wachstum ab. Die Exporte stiegen im Juni bereits den vierten Monat in Folge.