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Japan will trotz Fukushima an Atomkraft festhalten
Baku, den 6. Dezember (AZERTAG). Die Begeisterung Japans für Kernenergie schien gebrochen - doch nun will die Regierung doch für die Zukunft auf Atomstrom setzen. Allerdings plane man weiterhin, die Abhängigkeit von dieser Form der Energiegewinnung zu senken.
Ungeachtet der Atomkatastrophe von Fukushima will Japan vorerst an der Kernenergie festhalten. Zurzeit berät ein Regierungsausschuss über den langfristigen Plan zur Energieversorgung des Landes. Dort steuere man auf die Erkenntnis zu, sagte Industrieminister Toshimitsu Motegi, dass Atomenergie eine wichtige Stromquelle sei und weiter genutzt werden sollte.
Der Ausschuss werde seinen Entwurf vermutlich Mitte des Monats vorlegen. Das Kabinett will ihn im Januar beschließen. Ministerpräsident Shinzo Abe hatte deutlich gemacht, den von der Vorgängerregierung anvisierten Atomausstieg für hinfällig zu erklären.
Vor der Atomkatastrophe in Fukushima in Folge des schweren Erdbebens und Tsunamis vom 11. März 2011 deckte die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt rund ein Drittel ihres Strombedarfs mit Atomkraftwerken ab. Derzeit sind sämtliche AKW aus Sicherheits- und Wartungsgründen abgeschaltet. Zum Ausgleich wurden Wärmekraftwerke hochgefahren, weswegen Japan Gas, Öl und Kohle importieren muss.
Klimaschutz hintenangestellt - Vor diesem Hintergrund hatte Japan kürzlich sein Ziel, den CO2-Ausstoß um 25 Prozent unter den Wert von 1990 zu senken, über Bord geworfen. Kritiker übten scharfe Kritik.
Nun soll der Ausstoß bis 2020 lediglich um 3,8 Prozent unter das Niveau von 2005 gedrückt werden. Damit würde der Ausstoß von Treibhausgasen gegenüber 1990 sogar um drei Prozent steigen. Experten erwarten, dass Japans Stromversorgung auch zukünftig auf einem Mix aus Atomkraft, fossilen Energieträgern sowie erneuerbaren Energien basieren wird.
Welchen Anteil die Atomkraft dabei künftig spielen wird, sei derzeit schwer zu sagen, sagte Industrieminister Motegi. Am Versprechen seiner Regierung, die Abhängigkeit von der Atomkraft zu senken, habe sich aber nichts geändert.
Seit Mitte September lebt Japan ohne Atomstrom, wie dies bereits von Mai bis Juli 2012 der Fall war. Alle Reaktoren sind zu Wartungszwecken heruntergefahren. Bevor die Kraftwerke wieder hochgefahren werden können, müssen sie neue verschärfte Sicherheitsauflagen erfüllen.
Atomkraft-Boom - Eine am Donnerstag vorgelegte Studie der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe zeigt außerdem: Trotz der Fukushima-Katastrophe ist der weltweite Boom der Kernenergie ungebrochen. Die Weltproduktion des nuklearen Brennstoffs Uran lag 2012 acht Prozent über dem Vorjahr. Ende 2012 waren in 14 Ländern der Welt 68 Kernkraftwerke im Bau und 110 in der Planung oder Genehmigung.
Demnach ist Erdöl der einzige fossile Energierohstoff, der absehbar zur Neige geht. Kohle habe noch großes Potential. Erneuerbare Energien wie Wind und Sonne blieben auf lange Sicht eine Nische. Deutschland deckt seinen Energiebedarf zu einem Drittel mit Öl. Mit einigem Abstand folgen Kohle und Erdgas.