POLITIK
Jedes Jahr bringen 7,3 Millionen Mädchen, die jünger als 18 Jahre sind, ein Kind zur Welt
Baku, den 30. Oktober (AZERTAG). 7,3 Millionen Mädchen unter 18 Jahren werden jedes Jahr schwanger, zwei Millionen sind jünger als 15 Jahre. Die Vereinten Nationen legen erschreckende Zahlen vor. Hoffnung auf schnelle Besserung ist nicht in Sicht.
Die Zahlen, die der Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen (UNFPA) vorlegt, klingen dramatisch. Jedes Jahr bringen 7,3 Millionen Mädchen, die jünger als 18 Jahre sind, ein Kind zur Welt. Macht im Schnitt 20.000 Kinder pro Tag. Zwei Millionen der jungen Mütter sind sogar weniger als 15 Jahre alt, wie die UNFPA in ihrem Weltbevölkerungsbericht mit dem Titel „Wenn Mädchen Mütter werden - Herausforderung Teenagerschwangerschaft“ schreibt. In den Industrieländern bekommen dagegen nur rund 680.000 Frauen im Jahr ein Kind, fast die Hälfte von ihnen kommt aus den USA.
95 Prozent aller Teenagermütter leben in den armen Regionen der Welt. Dort wird laut UNFPA fast jedes fünfte Mädchen Mutter, bevor es das 18. Lebensjahr erreicht. Die meisten von ihnen verlieren durch die frühe Schwangerschaft die Chance auf ein eigenständiges Leben - sofern sie die Geburt überhaupt überstehen. Rund 70.000 Mädchen sterben laut UNFPA jährlich an den Folgen der Schwangerschaft oder der Geburt.
Sollte der Trend nicht gestoppt werden, so der Bericht, könnte die Zahl der unter 15-jährigen Mütter bis zum Jahr 2030 auf drei Millionen steigen. „Bislang ist nicht genug unternommen worden, um die speziellen Bedürfnisse dieser Mädchen zu verstehen und darauf einzugehen“, heißt es in dem Report. „Maßnahmen, die sich an ältere Heranwachsende richten, sind für jüngere Mädchen oftmals nicht geeignet.“ Für diese besonders verwundbare Gruppe brauche es Ansätze, die gezielt auf ihre spezielle Situation eingingen.
Risikofaktor geringe Bildung - In den verarmten Regionen der Welt - etwa in Teilen von Afrika, Südamerika und Asien - laufen junge Frauen große Gefahr, schon früh Mutter zu werden. „Weltweit steigt die Wahrscheinlichkeit einer frühen Schwangerschaft, wenn die Mädchen arm und wenig gebildet sind, wenn sie in einer ländlichen Region leben und wenn sie einer ethnischen Minderheit angehören“, sagt UNFPA-Direktor Werner Haug.
Fehlende Aufklärung ist jedoch nicht immer die Ursache für eine Schwangerschaft. Dem Bericht zufolge finden neun von zehn Geburten in einer Ehe oder eheähnlichen Verbindung statt.
Manche Mädchen werden von ihrer Familie mit einem Mann verheiratet, noch bevor sie in die Pubertät kommen. Sie dürfen nicht mehr in die Schule gehen und sind ihrem Ehemann ausgeliefert. „Teenagerschwangerschaften passieren nicht aus einem einzigen Grund“, heißt es im Bericht. Die Ursache sei ein Zusammenspiel von Armut, sexualisierter Gewalt, der Akzeptanz von Kinderehen und der fehlenden Bemühung, Kinder in die Schule zu schicken. Dies sei eine Verletzung der Menschenrechte, denn Kinder unter 18 Jahren gelten laut Uno-Kinderrechtskonvention als besonders geschützt.
„Die Schwangerschaft hat enorme Folgen für die Gesundheit der Frauen“, heißt es im Bericht weiter. Laut einem Bericht der Organisation Save the Children liegt das Risiko für eine Frau, durch eine Schwangerschaft zu sterben, in der Demokratischen Republik Kongo bei 1 zu 30. Zum Vergleich: In Finnland liegt sie bei 1 zu 12.200.
Die Hoffnung auf schnelle Besserung scheint selbst bei der UNFPA schwach ausgeprägt. Die Herausforderungen seien zu groß und komplex, als dass eine Organisation allein sich ihrer annehmen könne, heißt es in dem Bericht. „Nur wenn wir in Partnerschaften quer über alle Sektorengrenzen hinweg zusammenarbeiten und die Heranwachsenden selbst einbeziehen, können wir die Hindernisse überwinden, die jungen Frauen im Weg stehen.“
Mit dem aktuellen Weltbevölkerungsbericht stellen die Vereinten Nationen erstmals die Situation von Teenagermüttern aus Entwicklungsländern in den Vordergrund. Vergleichszahlen zu Vorjahren oder Prognosen für die Zukunft gibt es nicht. „Die UNFPA hatte immer ein Auge auf die schwangeren jungen Frauen, aber erst mit diesem Bericht liegen Zahlen vor“, sagte Christoph Behrends von der Stiftung Weltbevölkerung in Hannover.