WISSENSCHAFT UND BILDUNG
Komet „Ison“
Baku, den 29. November (AZERTAG). Wie AZERTAG unter Berufung auf die ausländischen Massenmedien berichtet, hatten Astronomen ihn schon aufgegeben - doch offenbar überstand Komet „Ison“ die Annäherung an die Sonne wenigstens teilweise. Die extreme Hitze hat den Schweifstern anscheinend stark demoliert.
Das Schicksal des Adventskometen „Ison“ beschäftigt weiter die Astronomen. Womöglich könnten doch Teile des Kometen dessen Vorbeiflug an der Sonne überstanden haben, wie aktuelle Aufnahmen von Sonnensonden am Freitag nahelegen. „Ein Bruchteil des Kometen hat offenbar überlebt und ist auf der anderen Seite der Sonne wieder hervorgekommen“, sagt die Bochumer Astronomin Susanne Hüttemeister.
Nach der Sonnenpassage von „Ison“ am Donnerstagabend hatten US-Forscher zunächst die Auffassung vertreten, der Komet habe sich wohl aufgelöst. Der Schweifstern hatte gegen 19.30 Uhr den sonnennächsten Punkt seiner Bahn erreicht.
Ein Kometenexperte der Europäischen Weltraumorganisation Esa hält es allerdings für wahrscheinlich, dass der Schweifstern Ison während der Annäherung an die Sonne zerstört wurde. „In der Nähe der Sonne hat man nichts gesehen. Wenn er überlebt hätte, hätte man ihn eigentlich sehen müssen“, sagte Gerhard Schwehm am Freitag unter Berufung auf Aufnahmen der Beobachtungssatelliten Proba-2 und SDO. „Ison ist wahrscheinlich durch die Sonne zerlegt worden.“ Was auf den jüngsten Bildern der Raumsonde Soho noch zu sehen sei, könnte vor allem Staub sein.
Große Show? - Endgültige Gewissheit über das Schicksal von Ison erwartet Schwehm Anfang Dezember. „Wenn wir in zehn Tagen noch etwas beobachten können, hat er doch überlebt“, erklärte der Esa-Wissenschaftler. Auf der Nordhalbkugel müsste der Schweifstern dann sogar mit bloßem Auge oder Feldstecher zu beobachten sein.
Zuvor hatten Wissenschaftler erwartet, der Komet würde Anfang Dezember ein prächtiges Himmelsschauspiel liefern - falls er seinen Vorbeiflug weitgehend unbeschadet überstehen würde. Nach der Sonnenpassage von „Ison“ äußerte sich Hüttemeister zurückhaltend zu möglichen Beobachtungschancen: „Eine große Show für die Öffentlichkeit ist nicht mehr zu erwarten.“
2700 Grad Celsius - Zum Zeitpunkt seiner dichtesten Annäherung an die Sonne betrug der Abstand des Kometen zum glühend heißen Zentralgestirn nur noch einen Sonnendurchmesser. Bei einer Entfernung von 1,17 Millionen Kilometern war „Ison“ Temperaturen von 2700 Grad Celsius ausgesetzt und verlor drei Millionen Tonnen Masse pro Sekunde. Kometen bestehen zum Großteil aus Eis und Mineralen. Bei hohen Temperaturen schmilzt das Eis.
Der im September 2012 von zwei russischen Amateurastronomen entdeckte Komet fasziniert die Forscher, da sein Ursprung mehr als 4,5 Milliarden Jahre bis in die Anfänge des Sonnensystems zurückreicht. „Ison“ hatte sich vor mehreren Millionen Jahren aus der sogenannten Oortschen Wolke gelöst, einer Ansammlung von Gesteinsbrocken auf halber Strecke zwischen der Sonne und dem nächstgelegenen Stern.
Kometenforscher schwärmten, es sei noch nie ein solcher Komet aus der Oort-Wolke gesehen worden, der dermaßen nah an der Sonne vorbeiflog. Während der Passage am heißen Gestirn bilden sich oft Gas- und Staubschweife, die stets von der Sonne wegweisen. Für manche Kometen wird die Annäherung zum Überlebenskampf.