WELT
Kommunalwahlen in Südafrika: Das voraussichtliche Ergebnis ist ein politisches Erdbeben
Baku, 5. August, AZERTAC
Südafrikas allmächtige Regierungspartei ANC galt als unangreifbar. Bei ist sie nun abgestürzt. Das liegt vor allem am selbstherrlichen Präsidenten Jacob Zuma.
Südafrika hat gewählt, und das voraussichtliche Ergebnis ist ein politisches Erdbeben.
Seit Ende der Apartheid 1994 regiert in dem Land - mit Ausnahme der Region um Kapstadt - fast überall der Afrikanische Nationalkongress (ANC). Die Partei, aus der auch Südafrikas erster frei gewählter schwarzer Präsident Nelson Mandela hervorging.
Bei den landesweiten Kommunalwahlen am Mittwoch haben die Wähler den ANC und damit die Partei des Präsidenten Jacob Zuma deutlich abgestraft: Vielerorts büßte der ANC die absolute Mehrheit ein, in manchen Gegenden verlor die Partei verglichen mit 2011 mehr als zehn Prozentpunkte. Die Auszählung der Wahl vom Mittwoch wird live im Internet veröffentlicht. Die endgültigen Ergebnisse werden für Freitagnachmittag erwartet.
Landesweit liegt der ANC, der bislang bei keiner großen Wahl weniger als 60 Prozent holte, demnach nur noch bei rund 50 Prozent. In mehreren Metropolen zog die bisherige Opposition am ANC vorbei.
Schuld am Absturz des ANC ist vor allem der Präsident des Landes.
Jacob Zuma eilte in den ersten zwei Jahren seiner zweiten Amtszeit von einem Skandal zum nächsten. Binnen vier Tagen wechselte er zweimal den Finanzminister aus. Studenten trieb er mit Studiengebührenplänen auf die Barrikaden. Sein protziges Anwesen ließ Zuma auf Staatskosten renovieren, einen Swimmingpool deklarierte er zum Löschwasserbecken. Erst nach langem Hin und Her willigte er ein, einen Teil der Summe an die Staatskasse zurückzuzahlen.
Zehntausende Menschen gingen bei #ZumaMustFall-Protesten gegen den Präsidenten auf die Straße, ganz vorn dabei viele der 1,3 Millionen Studenten. Sie gaben Zumas ANC nun auch an der Wahlurne die Quittung für seine Politik.
Es ist ein Debakel für den ANC, von dem die Oppositionsparteien Democratic Alliance (DA) und Economic Freedom Fighters (EFF) profitieren. Die DA legte in vielen Kommunen zweistellig zu. Die linksradikale EFF unter ihrem umstrittenen "Oberbefehlshaber" Julius Malema trat zum ersten Mal bei Regionalwahlen an und erreicht mancherorts ebenfalls zweistellige Resultate. In zwei der neun Provinzen wurden die Linksradikalen mit 15 und 16 Prozent sogar zweitstärkste Kraft hinter dem ANC.
Mehr als 95 Prozent der Stimmen sind mittlerweile ausgezählt, in der Metropolregion Nelson Mandela Bay konnte die DA offenbar den ANC als stärkste Kraft ablösen. In Johannesburg mit seinen 4,4 Millionen Einwohnern sind die Verluste des bislang allein regierenden ANC besonders krass: Die Partei verlor mit 17 Prozentpunkten mehr als ein Viertel ihres Stimmenanteils 2011. von 2011. Momentan liegen ANC und DA mit rund 41 Prozent fast gleichauf. Die EFF holte aus dem Stand zehn Prozent und könnte damit, wie auch andernorts, zum Königsmacher werden.