Baku, 26. Februar, AZERTAC

Jeff Reitz hat das gemacht, wovon wohl manches Kind und insgeheim vielleicht auch mancher Erwachsene träumt: Er war acht Jahre, drei Monate und 13 Tage jeden Tag Besucher im Disneyland.

In den Freizeitpark, damit er in Bewegung blieb - Angefangen hat der 50-Jährige damit 2012. Reitz war damals arbeitslos, wie er der “Los Angeles Times“ erzählt. Damit er trotzdem regelmäßig aus dem Haus kam und in Bewegung blieb, ging er ins Disneyland ins südkalifornische Anaheim. Die Jahreskarte hatte er zuvor geschenkt bekommen.

Bei seinem 60. Besuch traf Reitz auf einen Journalisten, der begann, sich für seine Geschichte zu interessieren. Der Reporter schrieb ein Porträt über Reitz und seine Ausflüge ins Disneyland. Plötzlich wurde der Dauergast von anderen Besuchern erkannt, um Autogramme gebeten, posierte für Fotos.

Reitz begann sich für einen Weltrekord zu interessieren. Er fragte beim Guinnessbuch der Rekorde an, ob es bereits eine eingetragene Bestmarke für aufeinanderfolgende Besuche in dem Freizeitpark gäbe. Gab es nicht. Bei Inhabern von Jahreskarten führt Disneyland Aufzeichnungen darüber, wann die Karte genutzt wurde, und erstellt ein Protokoll über Reitz' Besuche. Wenn die Computer des Parks von Strom- oder Computerausfällen betroffen waren, sorgte sich Reitz darum, dass seine Besuche anderweitig dokumentiert wurden.

Reitz achtete auch besonders darauf, seine Reisen zu dokumentieren. Er führte einen Blog, postete Bilder auf Facebook und Instagram und bewahrt seit 2012 jede Parkquittung seiner Besuche auf.

Als er jedoch erfuhr, dass man für eine Erwähnung im Guinnessbuch der Rekorde bezahlen muss, verwarf Reitz die Idee des Weltrekords zunächst wieder.

Und dann kam die Coronapandemie. Nach 2995 aufeinanderfolgenden Besuchen blieb das Disneyland im März 2020 auch für Reitz geschlossen.

Zu diesem Zeitpunkt hatte er bereits wieder einen Job. Als die Corona-Zwangspause vorbei war, ging er am frühen Morgen, spät am Abend oder während seiner Pausen. Außerdem bedurfte es einer Menge Planung, erzählt er: Etwa, ob er im Park essen oder sich ein Sandwich für den Ausflug machen wollte. Fast 3000 Tage mit gekauften Mahlzeiten und Snacks wären teuer geworden.

Erst diesen Februar erkannte Guinness World Records seinen Rekord dann offiziell an. Vom Park geehrt wurde Reitz aber schon früher: Er ist nun Ehrenbürger des Disneylands.

In Zukunft wird Reitz' Rekord wohl kaum zu knacken sein - Mittlerweile besucht Reitz den Park nur noch gelegentlich, eine Jahreskarte hat er laut “Los Angeles Times“ nicht mehr. Ein spezieller Besuch ist trotzdem geplant: Zum 100. Geburtstag der Disney-Gründung in diesem Jahr will er im Park Fotos mit dem Guinness-Zertifikat machen.

Vorerst wird Reitz' Rekord wohl kaum übertroffen werden. Seitdem der Park nach der Corona-Pause wieder geöffnet ist, muss man sich für einen Besuch anmelden, damit soll die Besucherzahl besser gesteuert werden. Nicht alle Wünsche werden erfüllt, nicht mal für Besitzer von Jahreskarten. Dass Reitz' Rekord in absehbarer Zeit gebrochen wird, ist daher unwahrscheinlich.

Ihm ist ohnehin etwas anderes wichtig, das Innehalten im Park. Über die Jahre habe er einen Blick für die kleinen Details entwickelt, sagt er: “Die meisten Leute bekommen gar nicht mit, wie viele Gedanken und Magie die Techniker in das Ganze gesteckt haben.“