WELT
Mann wegen Metro-Attentat hingerichtet
Baku, den 17. März (AZERTAG). In Weißrussland ist ein Mann wegen des Anschlags auf eine Minsker U-Bahn-Station vor einem Jahr hingerichtet worden. Gegen das Verfahren und die Exekution hatte es internationale Proteste gegeben.
Fürsprache aus dem Ausland blieb wirkungslos, ein Gnadengesuch wurde abgelehnt. Der wegen eines Anschlags auf die U-Bahn von Minsk zum Tode verurteilte Wladislaw Kowalew ist hingerichtet worden. Die Familie des 26-Jährigen sei von den Behörden über die Hinrichtung durch Erschießung informiert worden, sagte die Schwester des Getöteten am Samstag.
Nach Angaben der Menschenrechtsgruppe Wiasna erhielt die Mutter des Hingerichteten einen kurzen Brief vom Obersten Gerichtshof, dass sie die Sterbeurkunde abholen könne. Keine Angaben wurden demnach dazu gemacht, ob auch die Leiche an die Familie übergeben werden soll.
Der Oberste Gerichtshof hatte Kowalew und den ebenfalls angeklagten Dmitri Konowalow Ende November wegen des Anschlags auf die Minsker U-Bahn-Station Oktjabrskaja am 11. April 2011 zum Tode verurteilt. Damals waren 15 Menschen getötet und mehr als 160 verletzt worden. Der Bahnhof liegt in der Nähe des Büros und der Residenz von Diktator Alexander Lukaschenko. Dieser hatte Anfang der Woche Gnadengesuche der beiden jungen Männer abgelehnt.
An der Rechtsstaatlichkeit des Verfahrens gegen die Fabrikarbeiter gibt es erhebliche Zweifel. Kowalew hatte sein Geständnis vor Gericht widerrufen und erklärt, ein früheres Geständnis sei unter Druck zustande gekommen. Konowalow hatte sich dagegen schuldig bekannt. Sein Schicksal ist unklar. Nach Angaben der Schwester Kowalews stehen die beiden Familien nicht in Kontakt. Sie wisse nicht, ob Konowalow noch lebe.
Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) verurteilte die Vollstreckung. Der FDP-Politiker sagte, er bedauere, dass Lukaschenko „alle internationalen Appelle, das Todesurteil nicht zu vollstrecken, ignoriert hat“. Zugleich forderte er die weißrussische Führung auf, das Todesurteil gegen den zweiten Verurteilten auszusetzen. Zwischen Deutschland und Weißrussland gibt es zusätzlich Streit, weil Lukaschenko Westerwelle wegen seiner Homosexualität verunglimpft hatte.
Nach dem Anschlag waren Spekulationen aufgekommen, die Regierung selbst könnte für die Tat verantwortlich sein, weil sie ein hartes Vorgehen gegen innenpolitische Gegner rechtfertigen wollte. Der Anschlag ereignete sich zeitgleich mit der Niederschlagung regierungskritischer Proteste.
Weißrussland ist das letzte Land in Europa, das noch die Todesstrafe vollstreckt. Offizielle Statistiken zur Zahl der Hingerichteten gibt es nicht. Nach Angaben des inzwischen nach Deutschland geflohenen früheren Scharfrichters des Landes wird den Gefangenen von hinten in den Kopf geschossen, anschließend werden sie an einem unbekannten Ort begraben.