WELT
Mehr als 90 Tote nach Doppelanschlag in Norwegen
Baku, den 23. Juli (AZERTAG). Die Terroranschläge in Norwegen haben weit mehr Opfer gefordert als zunächst angenommen: 84 Menschen starben nach Angaben der Polizei bei einer Schießerei in einem Jugendcamp, sieben bei einem Bombenanschlag im Regierungsviertel. Der mutmaßliche Attentäter wurde festgenommen.
Mindestens 91 Menschen starben bei den Anschlägen in Oslo und auf der Insel Utøya, die nicht weit entfernt liegt von der norwegischen Hauptstadt. Nach Erkenntnissen der Polizei wurden beide von einem 32-jährigen Norweger verübt. Allein bei dem Angriff auf das Jugendlager auf der Insel seien 84 Jugendliche ums Leben gekommen, teilte die Polizei am Samstagmorgen mit. Der als Polizist verkleidete mutmaßliche Attentäter hatte am frühen Abend das Feuer auf die Besucher des Lagers der sozialdemokratischen Jugendorganisation AUF eröffnet. Wenige Stunden zuvor waren bei einem Bombenanschlag in Oslo mindestens sieben Menschen getötet worden.
Damit hat die Polizei am Vormittag ihre Zahlen weiter nach oben korrigieren müssen: Noch am Abend war von 17, am frühen Morgen von 87 Toten die Rede gewesen.
Polizeidirektor Øystein Mæland rang am Samstagmorgen um Fassung, als er im Fernsehen das Ausmaß des Massakers bekanntgeben musste: „Man kann das nur schwer fassen.“Es sei ein schwarzer Tag für Norwegen, es habe noch nie eine vergleichbare Situation in dem Land gegeben. Justizminister Knut Storberget sagte am Samstagmorgen, Norwegen wache auf mit einer unbeschreiblichen nationalen Tragödie. Die Botschaft, die nun stärker als je zuvor gelte: „Wir müssen zusammenstehen, aufeinander aufpassen.“
Der festgenommene mutmaßliche Täter ist offenbar nicht in der Neonazi-Szene Norwegens aktiv, soll aber rechtsradikale und islamfeindliche Ansichten vertreten. Die Polizei geht derzeit davon aus, dass er allein gehandelt hat, prüft aber auch, ob es weitere Täter gibt.
Nach derzeitigem Ermittlungsstand ging der Mann so vor: Er brachte erst gegen 15.20 Uhr die Bombe im Regierungsviertel zur Explosion und fuhr dann zu der knapp eine Autostunde entfernten Insel Utøya im Bezirk Buskerud. Die Insel ist nur rund 600 Meter vom Ufer entfernt.
Hier eröffnete er das Feuer auf die insgesamt etwa 600 Jugendlichen in dem Ferienlager. Überlebende berichteten im Fernsehsender NRK von Panik und Chaos. Viele der Teenager im Alter von 14 bis 17 Jahren sprangen aus Todesangst ins Wasser, um schwimmend von der Insel zu entkommen. Der Attentäter habe auch auf sie geschossen.