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Mubarak will "dem Terror den Arm abhacken"

Baku, den 3. Dezember (AZERTAG). Nach dem verheerenden Anschlag in Alexandria ist das internationale Entsetzen groß. Ägyptens Staatschef verspricht ein hartes Vorgehen gegen die Täter.

Das verheerende Selbstmord-Attentat auf eine koptische Kirche in der ägyptischen Hafenstadt Alexandria ist international verurteilt worden. US-Präsident Barack Obama bezeichnete den Terroranschlag als ungeheuerlich. Die Attentäter hätten keinen Respekt vor dem menschlichen Leben. Sie müssten für ihre „barbarische und abscheuliche Tat“ vor Gericht gebracht werden, hieß es in einer Erklärung des Weißen Hauses.

Der ägyptische Präsident Husni Mubarak rief alle Ägypter, ob Christen oder Muslime, auf, sich gemeinsam dem Terrorismus und allen zu widersetzen, die die Sicherheit und Einheit des Landes bedrohten. Seine Behörden würden dafür sorgen, dass die Täter aufgespürt würden und „dem Terrorismus der Arm abgehackt“ werde. Auch das amtliche Islam-Institut Al-Azhar und die oppositionelle islamische Moslembruderschaft verurteilten den Anschlag.

Die Herrscher und Präsidenten der anderen arabischen Länder zeigten gleichfalls Abscheu für die Terrortat. Entsprechende Botschaften trafen von König Abdullah II. von Jordanien, vom Präsidenten der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE), Scheich Chalifa bin Said al-Nahjan, vom saudischen Königshof und aus Kuwait und Katar in Kairo ein.

Etwa sieben bis neun Millionen der 83 Millionen Ägypter sind Christen. Die meisten von ihnen gehören der koptisch-orthodoxen Kirche an. Sie ist die größte christliche Gemeinschaft im Nahen und Mittleren Osten. Ihr Name geht auf eine Verkürzung des griechischen Wortes „aigyptios“ zurück, mit dem man einst die christlichen Nachfahren der Ägypter des Altertums bezeichnet hatte. Oberhaupt der Kopten ist bereits seit 1971 Papst Schenuda III, Patriarch von Alexandria. Weltweit wird die Zahl der Kopten auf etwa 10 bis 15 Millionen geschätzt; bis zu 10 000 leben in Deutschland. Große Auslandsgemeinden gibt es in den USA. Der Überlieferung nach gründete der Evangelist Markus die Kirche in Ägypten vor rund 2000 Jahren. Die eigentliche koptisch- orthodoxe Kirche entstand nach dem Konzil von Chalkedon im Jahre 451. Damals unterlag der Patriarch von Alexandria im dogmatischen Streit um die Natur Jesu Christi. Die koptisch-orthodoxe Kirche unterhält in Ägypten zahlreiche Klöster. Auch die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton verurteilte die Terrortat scharf. „Es gibt keine Rechtfertigung für diesen Anschlag“, sagte sie in einer am Samstag in Brüssel verbreiteten Mitteilung. „Das Recht der koptischen Christen auf die Ausübung ihrer Religion muss geschützt werden.“ Der französische Präsident Nicolas Sarkozy sprach von einem „feigen Verbrechen“.

Bundesaußenminister Guido Westerwelle erklärte: „Ich verurteile diesen Akt der Brutalität gegen Menschen, die bei einer Messe friedlich das neue Jahr begehen wollten, auf das Schärfste. Das zynische Vorgehen der Attentäter zeigt, wie notwendig es ist, entschlossen gegen Terrorismus und religiöse Intoleranz vorzugehen.“

Ein Selbstmordattentäter sprengte sich in der Neujahrsnacht vor einer koptischen Kirche in Alexandria mit seinem Wagen in die Luft und riss dabei mindestens 21 Gläubige mit in den Tod. Mindestens 79 Menschen wurden nach offiziellen Angaben verletzt. Unter ihnen seien auch muslimische Passanten gewesen. Die Bombe entfaltete ihre verheerende Wirkung, als die Kirchgänger aus der Mitternachtsmesse in der St. Markus- und Petri-Kirche im Stadtteil Sidi Bischr strömten.

Überwachungskamera zeigt Anschlag auf Kirche

Die Terroristen schlugen etwa eine halbe Stunde nach Mitternacht zu, als die Neujahrsmesse der koptischen Christen ihrem Ende zuging. Das Innenministerium in Kairo teilte am Samstag mit, dass die in einem Auto verborgene Sprengladung von einem Selbstmordattentäter gezündet wurde. Sie hatte ein Gewicht von etwa 100 Kilogramm, hieß es aus Sicherheitskreisen.

Ohne nähere Erläuterung beschuldigte die Behörde „ausländische Elemente“ als Drahtzieher und Ausführende der Bluttat. Tatsächlich hatte kürzlich eine Gruppe mit Verbindungen zum islamistischen Terrornetz Al-Kaida im Irak den Christen im ganzen Nahen Osten mit Anschlägen gedroht. Die Organisation wirft den Kopten vor, zwei vom Christentum zum Islam konvertierte Frauen als „Geiseln“ festzuhalten.

Wütende Christen bewarfen nach dem Anschlag eine Moschee in der Nähe mit Steinen. Die Polizei trieb die Menge auseinander. Die St. Markus- und Petri-Kirche ist eines der größten Gotteshäuser der Kopten in Alexandria. Unmittelbar benachbart ist das kirchliche St. Markus-Spital, in dem viele der Verletzten behandelt wurden.

Etwa zehn Prozent der Ägypter sind Christen. Wegen des Baus von Kirchen, Konvertierungen und Landdisputen kommt es immer wieder zu Spannungen und gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Christen und Muslimen.

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