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Müdigkeit tritt häufig gemeinsam mit Depressionen oder Angstzuständen auf
Baku, den 23. Juni (AZERTAG). Müde sind wir alle mal – aber was, wenn man gar nicht mehr richtig fit wird und schnell erschöpft ist? Manchmal deutet das auf eine Krankheit hin – und manchmal ist die Müdigkeit selbst die Krankheit. Nicht immer schützt ausreichend Schlaf vor Müdigkeit und Erschöpfung. Jeder Mensch empfindet das anders, Müdigkeit ist ein extrem subjektives Gefühl. Aber wer sich ständig matt fühlt – und das ohne erkennbaren Grund – sollte zum Arzt gehen. Besonders, wenn die Probleme schon mehrere Monate andauern und Alltag, Arbeit sowie soziale Bindungen leiden. Einige nicken sogar plötzlich ein.
In vielen Fällen ist das harmlos – man sollte es aber trotzdem von einem Arzt abklären lassen. Denn viele Krankheiten bringen Müdigkeit als Begleitsymptom mit sich. Das seien beispielsweise Herzinsuffizienz, multiple Sklerose oder chronische Niereninsuffizienz, wie es in der Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) heißt.
Auch nach einer Operation fühlen sich viele Patienten längere Zeit sehr schwach. Die Experten der DEGAM machen aber auch deutlich: Sehr selten ist Müdigkeit das einzige Zeichen für eine schwere Krankheit.
Sehr oft wird die Müdigkeit auch in Verbindung mit seelischen und psychischen Problemen gebracht. Besonders häufig tritt sie gemeinsam mit Depressionen oder Angstzuständen auf. Hier bleibt aber die Frage: Was war zuerst da? Kann Dauererschöpfung ein Symptom der psychischen Erkrankung sein? Oder sind die seelischen Probleme erst durch die ständige Müdigkeit entstanden? Das kann auch der Arzt nicht immer ganz eindeutig klären.
Doch manchmal hat die Müdigkeit keine andere Ursache, sondern sie selbst ist die Krankheit. Das chronische Erschöpfungssyndrom (CFS – da im englischen chronic fatique syndrome) ist allerdings sehr selten. Tatsächliche Zahlen sind kaum zu ermitteln, da die Diagnose so selten gestellt wird – dennoch können natürlich mehr Menschen von CFS betroffen sein.
Per DEGAM-Definition hat das Erschöpfungssyndrom einen klaren Anfang, die Müdigkeit war also nicht schon immer da. Die Patienten sind nach nur leichter Anstrengung sehr erschöpft – und das mindestens über 24 Stunden. Auch Kopf- und Halsschmerzen sowie empfindliche Lymphknoten können ein Zeichen sein.
Medikamente helfen kaum, doch einfach hinnehmen muss man das Leiden auch nicht. So kann ein sanftes Bewegungsprogramm helfen – der Sport darf den Patienten aber nicht überfordern, die Intensität sollte langsam gesteigert werden. Auch kognitive Verhaltenstherapien können den DEGAM-Experten zufolge wieder wacher und fitter machen.
Der Bundesverband CFS „Fatigatio“ besteht darauf, dass das Erschöpfungssyndrom keine psychosomatische Erkrankung sei, sondern viel mehr eine neurologische. Der Verein macht auch auf die „dramatische Situation“ der Patienten aufmerksam. Es sei enorm schwierig, irgendeine Form der Unterstützung zu bekommen.
Übrigens gehen viele Menschen davon aus, dass die Müdigkeit etwas mit dem Blut zu tun haben könnte. Studien, in denen untersucht wurde, ob der Blutdruck oder eine Anämie (Blutarmut) damit zu tun haben könnten, brachten aber keine Ergebnisse.