WISSENSCHAFT UND BILDUNG
Nasa stellt neue Raumanzüge für den Mars vor
Baku, den 3. Mai (AZERTAG). In einer großen öffentlichen Abstimmung hat die Nasa darüber entscheiden lassen, wie ihre neuen Raumanzüge aussehen sollen. Das Gewinnermodell kommt einigermaßen futuristisch daher - und wird trotzdem niemals im Weltraum zum Einsatz kommen.
Es war eine ziemlich gehässige Form der Propaganda - doch sie entbehrte nicht einer gewissen Logik. Als Reaktion auf den Plan der US-Regierung, den Export militärisch nutzbarer Hightech-Güter nach Russland zu beschränken, machte Russlands Vizepremier Dmitrij Rogosin via Twitter kürzlich folgenden Vorschlag. Die Amerikaner könnten ja in Zukunft ihre Astronauten mit Hilfe eines Trampolins zur ISS schicken.
Denn aktuell sind die Nasa-Raumfahrer auf - teure - Mitflugmöglichkeiten in russischen „Sojus“-Kapseln angewiesen, wenn sie zur Internationalen Raumstation (ISS) wollen. Die Station ist der einzige Bereich, in dem die Nasa und die russischen Kollegen von Roskosmos noch zusammenarbeiten. Die neuen US-Weltraumtransportsysteme wie die Schwerlastrakete „Space Launch System“ und die Crew-Kapsel „Orion“ sind noch Jahre davon entfernt, Menschen zu transportieren. Zumal die Nasa mit dem US-Kongress beständig um Geld für ihre Aktivitäten ringt.
All das muss man im Kopf haben, wenn man sich die Ergebnisse eines Wettbewerbs ansieht, über den die Nasa aktuell berichtet. Es geht um den Raumanzug der Zukunft, wie er - womöglich - eines fernen Tages bei Missionen zum Mars zum Einsatz kommen könnte. Die US-Weltraumbehörde hatte drei Designs für den neuen Anzug mit dem Namen „Z-2“ zur öffentlichen Abstimmung gestellt. Eines von ihnen, das Modell mit dem Namen „Technology“ machte das Rennen.
Aktuelle Modelle sind mehr als 30 Jahre alt - Die Entwürfe stammten vom Anzughersteller ILC Dover und der Philadelphia University. Beim Siegermodell kommen auf der Oberfläche leuchtende Aufnäher zum Einsatz, mit deren Hilfe sich Crew-Mitglieder auch unter widrigen Bedingungen identifizieren lassen sollen.
Die Nasa will im November dieses Jahres einen Prototyp des Anzugs vorstellen. Er soll besonders robust sein und längere Einsätze außerhalb eines Raumfahrzeugs möglich machen. Außerdem soll das Modell optimierte Gelenkstellen für den Hüft- und Schulterbereich und ein verbessertes Schuhwerk haben.
Einmal vorgestellt, soll der Anzug dann unter anderem in einer Vakuumkammer, einem Tauchbecken und im Wüstenstaub getestet werden - und dann die Grundlage für das neue Modell „Z-3“ bilden. Denn auch das muss klar gesagt sein: In dem nun vorgestellten Anzug wird niemand ins All fliegen, die späteren Anzüge der „Z“-Serie werden bestenfalls 2017 auf der Internationalen Raumstation getestet.
Die Nasa arbeitet schon seit geraumer Zeit an neuen Raumanzügen, um ihre mehr als 30 Jahre alten EMU-Modelle („Extravehicular Mobility Unit“) abzulösen. Der bisherige Prototyp für die Weiterentwicklung hieß „Z-1“. Ein Vorfall aus dem vergangenen Jahr beweist, dass tatsächlich Handlungsbedarf besteht: Damals war der Esa-Astronaut Luca Parmitano beinahe in einem amerikanischen EMU-Raumanzug ertrunken. Schuld war eine verstopfte Pumpe im Lebenserhaltungssystem, das Problem ist bis heute nicht abschließend gelöst.