GESELLSCHAFT
Neurodermitis-Behandlung muss individuell sein
Baku, den 6.Januar (АzerTAg). Trockene, heftig juckende und entzündete Haut: Das kennzeichnet eine Neurodermitis. Die Behandlung muss auf den Einzelfall abgestimmt sein.
Starker Juckreiz an geröteten, rauen Stellen in den Arm- oder Kniebeugen, vor allem auch nachts: Das sind typische Beschwerden bei einer Neurodermitis. Die Hauterkrankung kann sich jedoch auch an anderen Stellen zeigen. Sie verläuft meist schubweise, tritt im Winter verstärkt und häufig parallel zu Asthma, Heuschnupfen und Nahrungsmittelallergien auf.
„Allein vom Aussehen und der Lokalisation der Ekzeme kann die Neurodermitis sehr unterschiedlich sein“, sagt Prof. Regina Fölster-Holst von der Universitäts-Hautklinik Kiel. „Bei Kindern sind häufig die Wangen und der Halsbereich befallen, und sie haben eine typische Falte unter den Augen. Die betroffenen Stellen wandern im Lauf der Jahre den Körper hinunter, erst auf die Streckseiten von Armen und Beinen, schließlich in die Arm- und Kniebeugen.“ Bei Kindern bilden sich zudem häufiger nässende Krusten, teils auch Papeln oder Bläschen. Auch münzförmige Stellen an Händen, Brust oder Rücken können vorkommen.
Die zehn Top-Tipps für Eltern mit einem Neurodermitis-Kind:
- Halten Sie das Kratzen unter Kontrolle
- Halten Sie die Finger- und Zehnägel Ihres Kinders kurz. Das verhindert Verletzungen der Haut, die beim Kratzen entstehen. Das ist immer wichtig - und nicht nur während eines Schubes.
- Wenn Ihr Kind das Nagelschneiden nicht mag, bieten Sie ihm dafür beispielsweise eine Extra-Geschichte vor dem Zubettgehen an.
- Kratzt das Kind nachts, sind leichte Handschuhe zu empfehlen.
- Erklären Sie Ihrem Kind, warum es wichtig ist, dass es nicht kratzt.
- Manchmal hilft es, etwas Kaltes auf die juckende Stelle zu geben.
Woher rührt diese Hauterkrankung? „Die Neurodermitis ist ein Zusammenspiel von genetischen und äußeren Umweltfaktoren“, sagt Prof. Thomas Bieber vom Universitätsklinikum Bonn. Grundlage sei eine trockene Haut. Verschiedene Gengruppen seien identifiziert worden, die im Zusammenhang mit der Neurodermitis stehen, unter anderem die Filaggrin-Gene. Filaggrin-Eiweiße spielen eine Rolle in den obersten Hautschichten und helfen dabei, eine Schutzbarriere aufzubauen. Etwa acht bis zehn Prozent der Europäer tragen laut Bieber Veränderungen an diesen Genen in sich. Eine zweite Gruppe von veränderten Genen betreffe die Funktion des Immunsystems.
Oft beginnt die Krankheit schon im Säuglingsalter, seltener im Kindergarten- oder Schulalter. Die Experten gehen davon aus, dass etwa zehn Prozent aller Kinder davon betroffen sein könnten. „Bei manchen Kindern ist der Juckreiz besonders stark ausgeprägt, so dass sie sich nachts teilweise blutig kratzen. Das kann sehr belastend für die ganze Familie sein“, sagt Fölster-Holst. Sind die Beschwerden besonders stark, empfehlen die Experten die tägliche Behandlung mit Salben oder Cremes mit antientzündlichen Wirkstoffen wie Kortison oder Calcineurin-Inhibitoren. „Nach etwa einer Woche sollten sich die Beschwerden bessern“, sagt Bieber.