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Partikel von Plastikmüll in der Elbe gefunden
Baku, den 18. September (AZERTAG).Berge aus winzigen Resten von Plastikmüll gibt es nicht nur im fernen Pazifik. Die Fasern und Partikel werden inzwischen auch aus der Elbe gefischt. Der Weg in den menschlichen Magen ist nicht weit.
Plastikmüll in mikroskopisch kleinen Teilen verschmutzt nach Erkenntnissen von Wissenschaftlern die norddeutschen Flüsse. Das Team des Hamburger Forschungsschiffs „Aldebaran“ fand die Partikel in Wasser- und Bodenproben. Am Dienstag sammelten die Wissenschaftler letztes Material in der Elbe, danach stellten sie erste Ergebnisse vor. Mit Greifern holten sie Bodenproben ins Boot, spezielle Flaschen brachten Wasser nach oben, ein Planktonnetz des Jugend-Forscht-Siegers Jonas Preine schöpfte winzige Partikel von der Oberfläche des Wassers.
„Nicht nur Plastiktüten und Müll zerreiben sich und werden flussabwärts transportiert“, sagte die wissenschaftliche Leiterin der Expedition, Sandra Schöttner (35), von der Universität Bergen in Norwegen. „Es gibt erste Hinweise auf Mikro- und Nanopartikel, die aus Haushalten kommen.“ Es handele sich um Partikel und Fasern, zum Beispiel aus Peelings, Zahnpasta und Fleecepullovern, die mit dem Abwasser in die Flüsse gespült werden.
„Das Plastik bietet eine Oberfläche für Schadstoffe“, sagte die Biologin. Umweltgifte lagern sich also auf dem Müll ab. Fische fressen die Partikel, der Müll lagert sich im Magen ab. „Die Fische verhungern, weil sie denken, sie sind satt“, sagte Schöttner. Auch im Fleisch der Tiere wurden schon Spuren von Plastik gefunden. Am Ende der Nahrungskette steht der Mensch.
„Plastikgedächtnis im Ozean“ - In den nächsten Wochen werden die Wissenschaftler die Plastikarten analysieren. Gesine Witt von der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg sagte: „Wir suchen Stoffe, die besonders schlecht im Wasser löslich sind, dafür aber in Fett.“ Diese Stoffe aus dem Sedimentgestein seien besonders gefährlich für Mensch und Tier. In drei Monaten erwartet sie Ergebnisse.
„Wir bauen uns ein Plastikgedächtnis im Ozean auf“, sagte Frank Schweikert. Der Biologe ist Skipper der „Aldebaran“ und Chef des Hamburger Unternehmens Aldebaran Marine Research & Broadcast. Das „Aldebaran“-Team war fünfzehn Tage lang auf Flüssen in Norddeutschland unterwegs und sammelte Proben an dreißig Stationen. Los ging es in Berlin-Wannsee, über Spree, Havel, Weser und Hunte schließlich ins Wattenmeer und über die Elbe bis in den Hamburger Hafen.