GESELLSCHAFT
Phosphat in Binnengewässern haben doppelte Auswirkungen
Baku, den 12. Oktober (AZERTAG). Große Mengen Phosphat in Binnengewässern haben laut einer neuen Studie doppelte Auswirkungen. Einerseits sind sie für das unkontrollierte Wachstum von Algen verantwortlich, andererseits können sie hohe Stickstoffbelastung reduzieren, berichten Forscher im Wissenschaftsjournal „Science“.
Unter sommerlichen Algenplage leiden nicht nur die Badegäste, sondern auch Tiere und Pflanzen eines Sees. Grund für das explosionsartige Wachstum ist ein Überschuss an Phosphat, eigentlich ein wichtiger Nährstoff für die Pflanzen. Um das Algenwachstum einzudämmen, reduziert man deshalb gezielt den Phosphatgehalt im See, beispielsweise durch bindende Elemente wie Aluminiumsulfat oder die Pflanzung von neuen Wasserpflanzen als zusätzliche Nährstoffverbraucher.
Diese wichtigen Schutzmaßnahmen können jedoch auch Nachteile mit sich bringen, wie die Forscher um Jacques Finlay von der University of Minnesota in ihrem „Science“-Beitrag schreiben.
In ihrer Studie untersuchten die Wissenschaftler den Phosphat- und Stickstoffgehalt von zwölf Seen in Großbritannien, Schweden, Deutschland, der Schweiz und Italien. Bei den Langzeitmessungen zeigte sich in den phosphatreichen Seen ein deutlich effektiverer Abbau von Stickstoff als in den nährstoffarmen Gewässern. Diese Beobachtungen legen eine enge Verknüpfung zwischen dem Phosphatkreislauf und dem Stickstoffanteil nahe.
Ähnlich wie Phosphat ist auch Stickstoff grundsätzlich ein wichtiger Nährstoff für die Pflanzen. Gelangt er jedoch in zu großen Mengen in die Umwelt, wird das natürliche Gleichgewicht gestört. Er trägt dann auch zur Entstehung von Algenblüten bei. Die Verknüpfung von Phosphat und Stickstoff haben die Wissenschaftler aber noch nicht vollständig verstanden. Sicher scheint, dass Phosphat eine wichtige Rolle bei der Umwandlung von reaktionsstarkem Stickstoff in eine harmlose und gasförmige Form spielt.
Mit Handlungsempfehlungen auf Grundlage dieser Erkenntnisse sind die Forscher jedoch vorsichtig. Zwar mindert Phosphat die Stickstoffbelastung der Seen, der Stoff selbst stellt aber auch eine Belastung für die Umwelt dar. Ein Überschuss an Phosphaten ist der Hauptgrund für das sogenannte Umkippen von Gewässern, bei der Sauerstoffarmut einen Massentod von Tieren und Pflanzen zufolge hat.
Deshalb raten die Wissenschaftler zu einer stärkeren Kontrolle der Stickstoff- und Phosphat-Belastung in den Gewässern. In den meisten Fällen seien menschliche Einflüsse der Hauptgrund für die hohe Schadstoffbelastung in den See. Stickstoff und Phosphor werden vor allem in Form von Dünger von landwirtschaftlich genutzten Flächen in die Seen gespült.