GESELLSCHAFT
Plasmodium Falciparum: Tödlichste Krankheit der Menschheitsgeschichte
Baku, 21. Oktober, AZERTAC
Forscher haben rekonstruiert, wie die tödlichste Form des Malaria-Erregers vom Tier auf den Menschen übersprang. Demnach erwarb Plasmodium falciparum vor rund 50.000 Jahren die Fähigkeit, rote Blutkörperchen des Menschen zu infizieren.
Der Vorfahre des heutigen Erregers sei eigentlich auf Gorillas spezialisiert gewesen, schreibt das Team um Gavin Wright vom britischen Wellcome Sanger Institute in Cambridge in der Zeitschrift "Plos Biology". Seine Fähigkeit, auch den Menschen zu befallen, erhielt der gefährlichen Erreger offenbar über eine Erbgutsequenz aus einem Gorillaparasiten, die sich in seine DNA einbaute.
Die fremde Erbgutsequenz enthält ein Gen, das das Protein RH5 herstellt. Dieses kann an Rezeptoren in menschlichen roten Blutzellen binden und diese infizieren.
P. falciparum zählt zu insgesamt sieben Vertretern der Untergruppe Laverania, die in Afrika entstanden und überwiegend auf Menschenaffen spezialisiert sind: Drei davon infizieren ausschließlich Schimpansen, drei weitere nur Gorillas. Nur P. falciparum ist auf den Menschen spezialisiert.
Um diesem Rätsel auf die Spur zu kommen, verglichen die Forscher um Wright das Erbgut der sieben Laverania-Arten. Dabei stießen sie auf eine Sequenz, die wohl von dem auf Gorillas spezialisierten Erreger P. adleri auf den Ahnen von P. falciparum übergegangen ist.
Die Forscher vermuten, dass das Gen übertragen wurde, als ein Gorilla sich gleichzeitig mit den beiden Plasmodium-Arten P. adleri und dem Vorfahren von P. falciparum infizierte. Dabei seien wohl Erbanlagen zwischen den Erregern ausgetauscht worden. Solche Ereignisse seien generell sehr selten, betont das Team.
Tödlichste Krankheit der Menschheitsgeschichte - "In der Geschichte der Menschheit war Malaria durch P. falciparum wohl für mehr Todesfälle verantwortlich als irgendeine andere Krankheit", berichtet Wright. Derzeit sterben mehr als 400.000 Menschen pro Jahr an der Infektionskrankheit, die meisten davon Kinder unter fünf Jahren.
Mehrere Plasmodium-Arten verursachen Malaria beim Menschen. Mit Abstand am gefährlichsten ist die vor allem in Afrika heimische Malaria tropica, die durch P. falciparum entsteht. Sie verursachte den Forschern zufolge 2017 in Afrika 99,7 Prozent aller Malaria-Fälle.
Um die Funktion des in den Vorfahren von P. falciparum eingeschleppten Gens genauer zu verstehen, schufen die Forscher synthetische Kopien des Erbgutstrangs. Laut der Analyse kann das darauf beruhende Protein RH5 sowohl an Rezeptoren in roten Blutzellen von Gorillas als auch von Menschen binden. "Das bot sofort eine molekulare Erklärung dafür, wie P. falciparum die Eigenschaft entwickelte, Menschen zu infizieren", sagt Erstautor Francis Galaway.
Später verlor der Erreger durch eine Mutation in einer Aminosäure des Proteins die Eigenschaft, Gorillas zu infizieren, und war damit nur noch auf Menschen spezialisiert.
Das Überspringen von Krankheiten aus dem Tierreich auf den Menschen ist keineswegs ungewöhnlich. Weitere Beispiele für solche Zoonosen sind Influenza, HIV, Ebola, Sars oder Tollwut.