GESELLSCHAFT
Pockenviren in Abstellkammer entdeckt
Baku, den 11. Juli (AZERTAG). Die Pocken gelten seit 1980 als ausgerottet. Doch jetzt haben Forscher der US-Arzneimittelbehörde FDA zufällig zwei Proben mit den gefährlichen Viren entdeckt - in einer Abstellkammer.
Die Pocken sind eine grässliche Krankheit: Die Körper der Patienten sind mit Pusteln übersät, gefüllt mit einer übel riechenden, eitrigen Flüssigkeit. Lähmungen, Hirnschäden und Erblindung können die Folgen sein, unbehandelt führt die hochansteckende Krankheit bei etwa jedem dritten Infizierten zum Tod. Groß war die Erleichterung, als die Pocken 1980 offiziell ausgerottet waren - und umso überraschender ist, was Forscher der US-Arzneimittelbehörde FDA jetzt gefunden haben. Beim Aufräumen in einer Abstellkammer stießen sie auf sechs Glasfläschchen mit Pockenviren.
Die US-Seuchenbehörde CDC (Centers for Disease Control and Prevention) gab den Vorgang am Dienstag bekannt. Die versiegelten Proben sind demnach auf dem Campus der National Instituts of Health (NIH) in Bethesda (US-Staat Maryland) aufgetaucht. Sie enthielten gefriergetrocknete Viren - das ergab ein Test der CDC in Atlanta.
Die Abstellkammer gehört zu einem Labor, das bereits 1972 der Food and Drug Administration (FDA) unterstellt wurde. Seit dieser Zeit betreibt die Behörde Labore auf dem NIH-Campus. Jetzt sollte das Laborinventar auf den Hauptcampus der FDA umziehen. Ermittler prüfen nun, wie die offenbar aus den fünfziger Jahren stammenden Fläschchen mit der Aufschrift „Variola“ in den unbenutzten Lagerraum des Labors gelangt sind.
Nach Angaben der CDC wurden die Proben sofort sichergestellt und in den Hochsicherheitsanlagen in Atlanta getestet. Dort untersuchen die Wissenschaftler jetzt, ob die Viren noch in Zellkulturen wachsen können. Danach sollen die Proben vernichtet werden.
Krankheit erfolgreich bekämpft - Politiker und Geheimdienste warnen immer wieder vor Terroristen, die sich die Viren beschaffen könnten, um sie bei Anschlägen einzusetzen. Ein Heilmittel gegen die Pocken gibt es nicht, nur eine Impfung schützt. Die haben die meisten Menschen jedoch nicht.
Die Pocken zählten zu den gefährlichsten Infektionskrankheiten der Menschheit. Zuletzt registrierte 1977 die Weltgesundheitsorganisation WHO in Somalia eine Infektion. Durch ein intensives Impf- und Gesundheitsprogramm konnte die Krankheit erfolgreich bekämpft werden. 1980 erklärte die WHO die Pocken für ausgerottet. Seither existieren nur noch an zwei streng überwachten Orten der Welt Pockenviren - so dachte man zumindest: in Laboratorien in Atlanta und im russischen Nowosibirsk.