WIRTSCHAFT
Reformstau in China
Baku, 8. September, AZERTAC
Der chinesischen Führung laufe die Zeit für die Umsetzung dringend benötigter Reformen davon, warnt die Europäische Handelskammer in Peking. Doch in manchen Bereichen bewege sich die Regierung sogar rückwärts.
Europäische Unternehmen zeichnen ein zunehmend trübes Bild von der wirtschaftlichen Situation in China. „Ich bin sehr besorgt, dass der Impuls für Reformen verloren gegangen ist", sagte Jörg Wuttke, Präsident der Europäischen Handelskammer in Peking, die in der chinesischen Hauptstadt ihr jährliches Positionspapier vorgestellt hat.
Das geringere Wirtschaftswachstum von zuletzt nur noch sieben Prozent habe viele ausländische Unternehmen in ihrem Optimismus gedämpft. Zudem würden bereits angekündigte Reformen zu langsam umgesetzt.
In einigen Bereichen bewege sich die Kommunistische Partei sogar rückwärts, weil sie ausländischen und privaten Unternehmen den Zugang zum Markt verwehre, kritisiert die Handelskammer. Besonders besorgt zeigen sich die Europäer über geplante Gesetze, die die Nutzung ausländischer Sicherheits- und Computertechnologie begrenzen würden.
„Das Zeitfenster für eine erfolgreiche Umsetzung von dringend benötigten Strukturreformen schließt sich schnell", heißt es in dem Bericht mit Blick auf die alternde Bevölkerung in China. Die Regierung müsse das derzeitige Wirtschaftswachstum von rund 7,4 Prozent dringend nutzen um Reformen anzuschieben, sonst sei es möglicherweise zu spät, warnen die Europäer.
„Aber nicht immer werden die Marktkräfte dadurch behindert, dass Unternehmen im Staatsbesitz gestärkt und teilweise sogar ausgebaut werden", sagte Handelskammerchef Wuttke, dessen Verband europäische 1800 Unternehmen in China vertritt.
Als eines der drängendsten Probleme nannte Wuttke den hohen Schuldenstand Chinas, der sich zuletzt laut Schätzungen auf 282 Prozent des jährlichen Bruttoinlandprodukts belief.