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S 600 Guard: Mercedes luxuriöser Panzer
Baku, den 9. August (AZERTAG). Den Mercedes S 600 Guard kann man mit Fug und Recht einen Panzer nennen: Der Wagen ist das neue Spitzenmodell unter den „Sonderschutzfahrzeugen“ der Schutzklasse VR9. Damit sollen sich auch Anschläge mit Sturmgewehren überleben lassen - luxuriös, versteht sich. Bei diesem Auto gerieten die Tech-Freaks von „Wired“ ganz aus dem Häuschen: Anfang der Woche stellte Mercedes mit reduziertem Tamtam das neueste Modell aus seiner Sonderschutzfahrzeug-Reihe Guard vor. Kein Thema für den Massenmarkt, aber höchst interessant für eine gar nicht so kleine, sehr feine Klientel: Rund 30.000 Sonderschutzfahrzeuge sollen pro Jahr abgesetzt werden. Bei Mercedes entfällt das Gros davon natürlich auf die kleineren Modelle der Guard-Reihe, die der Hersteller in einer eigenen Forschungsabteilung entwickelt.
Der S 600 Guard, eine aufwendig gepanzerte und durch Sicherheitssysteme ergänzte S-Klasse, ist das neue Spitzenmodell der Baureihe und erfüllt alle Vorgaben der Schutzklasse VR9. Was bedeutet, dass Chassis wie Scheiben auch einem Beschuss aus einem Nato-Sturmgewehr mit Stahlhartkern-Munition aus zehn Meter Distanz standhalten müssen.
Und so klingt das bei Mercedes: „Höchstschutz-Automobile der Widerstandsklasse VR6/VR7/VR9 setzen der Bedrohung durch Terroranschläge eine wirkungsvolle Abwehr entgegen. Ihre Armierung ist gegen Gewehrprojektile aus militärischen Waffen konzipiert, die fast doppelt so schnell fliegen wie Revolvergeschosse. Außerdem leisten sie Widerstand gegen Splitter von Handgranaten und Sprengsätzen.“
Na, da kann man sich dann wohl auch dann entspannt in die großzügigen Polster schmiegen, wenn man von Beruf Top-Banker oder Despot ist. Doch Scherz beiseite: Es ist eine traurige Welt, die eine Nachfrage nach solchen Fahrzeugen produziert.
Steht zu hoffen, dass die Sicherheitslimousine für viele Kunden vor allem ein Prestigeobjekt darstellt. Sie taugt zu beidem: Mercedes bietet natürlich Sektkühler und Entertainment-Systeme oder Fußstützen für die ruhebedürftigen Passagiere im Fond. Zum Fahrzeugkonzept gehören aber auch Notalarmsystem und Feuerlöschanlage mit selbstständiger Auslösefunktion sowie ein Notfallfrischluftsystem, das Insassen vor eindringendem Rauch oder Reizgasen schützt.
Und auch, wenn der S 600 Guard so etwas wie eine Festung ist, dient er auch noch als Fahrzeug: Ein 530 PS starker Sechs-Liter-Zwölfzylinder soll seine Passagiere mit deftigen 830 Nm Drehmoment aus jeder Gefahrenzone wuchten. Die Beschleunigungswerte - unter 5 Sekunden von 0 auf 100 km/h - erinnern dabei an ein Motorrad. „Die Höchstgeschwindigkeit“, schreibt dazu die ganz aufs Thema Sicherheit konzentrierte Herstellerfirma, „ist aus Gewichtsgründen elektronisch auf 210 km/h begrenzt.“
Denn natürlich schlägt die Panzerung aufs Gewicht. Um die zweieinhalb Tonnen beherrschbar zu halten, steht der Wagen auf leicht höheren, stärker gefederten Beinen als sein Serien-Pendant und verzögert mit Spezialbremsen.
Was das alles kostet, will Mercedes nicht verraten. Normalerweise liegen die Einstiegspreise der S-600-Klasse bei rund 164.000 Euro aufwärts - aber das ist natürlich die abgespeckte Grundversion ohne alle Extras. Der geheime Preis des Guard dürfte sehr deutlich darüber liegen.