GESELLSCHAFT
Schnecken sind die wichtigsten Überträger eines gefährlichen Hundeparasiten
Baku, den 23. August (AZERTAG) Schnecken können weitere Strecken zurücklegen als gedacht - und somit Parasiten wirkungsvoller übertragen. Davor warnen britische Forscher nach einem nächtlichen Experiment mit 450 Schnecken.
Zuerst wuseln die kleinen Leuchtpunkte auf einem Haufen, dann breiten sich die Schnecken über den gesamten Garten aus. Was im Zeitraffer wie eine Invasion wirkt, passiert auch in der Realität schneller als vermutet: Bis zu 25 Meter legen die Schnecken im Versuch der britischen Forscher innerhalb von 24 Stunden zurück. Für das Experiment wurden insgesamt 450 Schnecken mit LED-Lämpchen ausgestattet und in einem Garten ausgesetzt. In der Nacht breiteten sich die Schnecken in alle Richtungen aus. „Weil sie so langsam sind, denkt man gar nicht, dass sie sich überhaupt bewegen“, sagt der am Versuch beteiligte Biologe Dave Hodgson. „Aber es zeigt sich, dass sie es tun und in einer Nacht durchaus eine lange Strecke bewältigen können.“
Welche Wege die Schnecken dabei wählten, hat die Forscher überrascht: Viele nutzen bereits vorhandene Schleimspuren und sparen so Energie. „Schnecken benötigen etwa 40 Prozent ihrer Energie für die Schleimproduktion“, sagt Dave Hodgson. Kein Wunder also, dass die Tiere gerne die Spuren ihrer Artgenossen nutzen. Hodgson vergleicht diese Technik mit dem Fahren im Windschatten - ein angesichts der Geschwindigkeit durchaus gewagter Vergleich.
Hinter dem niedlichen Experiment steckt ein ernstes Problem: Schnecken sind die wichtigsten Überträger eines gefährlichen Hundeparasiten. Angiostrongylus vasorum wurde ursprünglich Französischer Herzwurm genannt, weil er in Frankreich entdeckt wurde. Mittlerweile hat sich der Parasit weit verbreitet. In England sind derzeit besonders viele Hunde betroffen.
„Für Hunde stellt eine Infektion mit dem Herzwurm eine gefährliche Erkrankung dar, die unbehandelt zum Tod des Tieres führen kann“, sagt Bianka Schulz, Tierärztin in der Medizinischen Kleintierklinik der Ludwig-Maximilians-Universität München. Auch in Deutschland sei der Parasit auf dem Vormarsch: „Man weiß, dass seine Verbreitung unter Hunden derzeit zunimmt.“
Wer seinen Hund vor dem Herzwurm schützen will, sollte vor allem den Kontakt zu Schnecken oder deren Schleim verhindern: „In den betroffenen Gebieten sollten Hundebesitzer darauf achten, dass ihr Hund kein Gras frisst. Daneben kann man auch regelmäßig spezielle Entwurmungsmittel einsetzen, die den Parasiten oder seine Vorstadien abtöten“, sagt Bianka Schulz.