GESELLSCHAFT
Schwedische Studie über Blutdruck
Baku, 5. Februar, AZERTAC
Wer sich als junger Mensch leicht stressen lässt, könnte später eher Bluthochdruck bekommen als Entspannte. Darauf deutet eine schwedische Studie mit Militärrekruten hin.
Zwischen 20 und 30 Millionen Deutsche haben der Deutschen Hochdruckliga zufolge Bluthochdruck (140/90 Millimeter Quecksilbersäule (mmHg). Das kann auf Dauer zu schweren Folgen wie Herzkrankheiten, Schlaganfällen und Schäden an Nieren und Augen führen.
Bei den meisten Betroffenen lässt sich keine Grunderkrankung finden, welche die hohen Blutdruckwerte erklären könnte. Allerdings gibt es einige bekannte Risikofaktoren. Dazu zählen Bewegungsmangel, Übergewicht und Diabetes Typ 2, ebenso Rauchen und Alkoholkonsum. Genetische Einflüsse sind auch zu vermuten: So trägt bei einigen Menschen der Verzehr übermäßig gesalzener Speisen zu erhöhten Werten bei, bei anderen nicht. Tatsächlich könnte Berechnungen zufolge der hohe Salzkonsum weltweit pro Jahr 1,65 Millionen Todesfälle verursachen.
Auch Stress ist ein bekannter Risikofaktor. Aber kann auch die Anfälligkeit für psychischen Stress in jungen Jahren beeinflussen, ob ein Mensch später Bluthochdruck bekommt? Dieser Frage sind schwedische Forscher nachgegangen, ihre Ergebnisse haben sie im britischen Fachmagazin "Heart" veröffentlicht.
1,5 Millionen Männer untersucht - Die Wissenschaftler werteten im Nachhinein Daten von 1,5 Millionen 18-jährigen Männern aus, die zwischen 1969 und 1997 für den schwedischen Militärdienst gemustert wurden. Im Rahmen dieser Musterung wollten Psychologen ursprünglich herausfinden, wie gut sich die Rekruten für den Dienst an der Waffe eignen. Das erforschten sie mittels eines halbstündigen standardisierten Interviews.
Dabei erzählten die jungen Männer von ihren Erfolgen und Konflikten, wie viel Verantwortung sie während der Schulzeit, im Beruf und zu Hause übernahmen, und wie gut sie sich an veränderte Situationen anpassen konnten. Diese Angaben führten zur Bewertung ihrer Reife und Stabilität auf einer Skala von 1 bis 9.
Die 20 Prozent, die am wenigsten mit Verantwortung und Veränderung umgehen konnten, erkrankten in den folgenden Jahren deutlich öfter an Bluthochdruck: Im Vergleich zu den besten 20 Prozent ist ihr Risiko um 40 Prozent erhöht, selbst wenn andere mögliche Einflussfaktoren herausgerechnet werden.
Die Autoren der Studie betonen, dass sich durch diese Art von Studie zwar keine direkte Beziehung von Ursache und Wirkung nachweisen lässt. Dennoch deuteten ihre Daten stark darauf hin, dass eine gering ausgebildete Fähigkeit, mit Stress umzugehen, auf längere Sicht den Blutdruck in die Höhe treiben könne. Ihr Fazit: "Bestätigen sich unsere Beobachtungen, kann dieses Wissen dabei helfen, wirksamer vorzubeugen, indem auf psychosoziale Risikofaktoren und Stressmanagement geachtet wird."
Wie wichtig es ist, erhöhten Blutdruck frühzeitig zu senken, zeigte unter anderem eine große US-Studie von 2015. Nach deren Ergebnissen treten noch deutlich weniger Herz-Kreislauf-Leiden auf, wenn der Blutdruck auf 120 statt 140 mmHg gesenkt wird.