WELT
Seltenes Waldrind
Baku, den 14. November (AZERTAG). Seit Jahren hat niemand in Vietnam ein Saola gesichtet. Nun liefert eine Fotofalle ein Bild des seltenen Waldrinds. Umweltschützer sind entzückt - doch es steht schlecht um die Art.
Wie viele Saolas im Annamiten-Gebirge an der Grenze von Laos und Vietnam leben, weiß niemand genau. In den neunziger Jahren lebten wohl noch einige hundert Exemplare in freier Wildbahn - seitdem hat sich die Situation jedoch ernsthaft verschlechtert, meint die Weltnaturschutzorganisation IUCN. Sie stuft die Art als vom Aussterben bedroht ein.
Nun ist eines der seltenen Tiere in eine Fotofalle getappt. „Als wir uns die Fotos ansahen, konnten wir es erst gar nicht glauben“, sagt Van Ngoc Thinh vom WWF Vietnam. Die Entdeckung erneuere die Hoffnung, dass sich die seltene Spezies wieder erholt. Die letzte Sichtung per Fotofalle gelang nach Angaben des WWF 1999. Im September 2010 hatten Bewohner der Provinz Bolikhamsai in Zentrallaos ein Saola gefangen und in ihr Dorf gebracht, wo es wenig später starb. Eine solche direkte Begegnung mit dem Waldrind soll bisher noch keinem Biologen gelungen sein.
Das scheue Tier wurde erst Anfang der neunziger Jahre wissenschaftlich beschrieben. Die damalige Entdeckung einer noch unbekannten Säugetierart war eine Sensation. Durch seine langen Hörner ist das Saola ein beeindruckender Anblick. Ausgewachsene Tiere können bis zu 100 Kilogramm wiegen und eine Schulterhöhe von 85 Zentimetern erreichen.
Saolas überleben nicht in Gefangenschaft - Dass Biologen bis heute wenig über Pseudoryx nghetinhensis wissen, liegt auch daran, dass Tiere in Gefangenschaft stets nach wenigen Tagen verendet sind.
In Vietnam wurde seit 15 Jahren keines der Tiere mehr gesehen, berichtet Dang Dinh Nguyen von der Waldschutzbehörde der vietnamesischen Provinz Quang Nam.
Die seltene Tierart ist am stärksten durch Wilderei bedroht. Fallen, die unter anderem Zibetkatzen erwischen sollen, sind auch für Saolas eine Gefahr. 2011 haben Umweltschützer und Wildhüter im Kampf gegen die Wilderei etwa 600 illegale Camps in der Region zerstört und mehr als 30.000 im Wald ausgelegte Fallen eingesammelt.