WISSENSCHAFT UND BILDUNG
Shang-Dynastie vor etwa 3000 Jahren
Baku, 24. Mai, AZERTAC
Chinesen brauen seit Jahrtausenden Bier. Im Norden des Landes haben Archäologen eine 5000 Jahre alte Küche ausgegraben - inklusive eindeutiger Zutaten.
Das Prinzip der Gärung kannten die Menschen in Nordchina bereits vor etwa 9000 Jahren: Aus jener Zeit stammen Gefäße, die eine fermentierte Mischung aus Reis, Honig und Obst enthielten. Die frühesten schriftlichen Belege für die Produktion von Bier in dem Land stammen aus der späten Shang-Dynastie vor etwa 3000 Jahren.
Demnach nutzten die Menschen damals schon Hirse und entweder Gerste oder Weizen. Forscher vermuteten, dass die Menschen Bier schon in der jungsteinzeitlichen Yangshao-Kultur (5000 bis 2900 vor Christus) brauten, als in der Region des Gelben Flusses die Landwirtschaft aufkam.
Bierzutaten - Nun fanden Forscher im Mijiaya in der nordchinesischen Provinz Shaanxi in zwei Gruben einen Ofen und drei Arten von Gefäßen - Töpfe, Trichter und Amphoren. Die Gefäße werden auf eine Zeit von 3400 bis 2900 vor Christus datiert. Sie dienten zum Brauen, Filtern und Lagern von Bier, berichten die Forscher und sprechen von einem Werkzeugsatz zur Bierproduktion.
Es handle sich um den bislang mit Abstand ältesten direkte Beleg für die Herstellung des Getränks in der Region, schreibt das Team um Jiajing Wang von der kalifornischen Stanford University in den "Proceedings of the National Academy of Sciences".
Ihre Hypothese wird durch den Inhalt der Gefäße gestützt, der auf gesunde Zutaten schließen lässt, die jenen des deutschen Reinheitsgebots kaum nachstehen dürften: In den Gefäßen fand das Team 541 stärkehaltige Körner oder deren Hüllen, von denen es 90 Prozent botanisch zuordnen konnte.
Dazu zählen Hiobsträne (Coix lacryma-jobi), Gerste (Hordeum vulgare), Kolbenhirse (Setaria italica) und Rispenhirse (Panicum miliaceum) sowie weitere Pflanzen aus der Gruppe von Kürbis (Trichosanthes), Yams (Dioscorea) und Lilie (Lilium).
Auch der Zustand der Körner, die teils ausgehöhlt, teils aufgequollen und miteinander verbunden waren, passe zu den Prozessen des Mälzens, Maischens und Erhitzens in Wasser, die beim Bierbrauen üblich sind. Zudem wies das Team in einigen Behältern per Ionenchromatographie Oxalat nach, das beim Einweichen, Maischen und Fermentieren von Getreide entsteht.
Rituelle Feiern - All dies belege, dass die Menschen der Yangshao-Kultur schon vor 5000 Jahren mit Spezialgeräten aus verschiedenen stärkehaltigen Pflanzen Bier brauten, folgern die Autoren. Die Untersuchung deute auf ausgefeilte Rezepte hin.
Für besonders interessant halten sie den Nachweis von Gerste, die ursprünglich in Europa domestiziert und offenbar von dort nach China gebracht worden sei. Der bislang früheste Nachweis von Gerste in China war etwa 4000 Jahre alt. Im großen Stil als Nahrungsmittel kultiviert wurde das Getreide demnach aber erst ab der Zeit der Han-Dynastie (206 vor Christus bis 220 nach Christus).
"Die Mijiawa-Bauern erhielten wahrscheinlich kleine Mengen von Gerstenkörnern durch Tausch oder bauten die Pflanzen zusammen mit anderem Getreide an", schreiben die Forscher. Anfangs habe Gerste vermutlich nur zur Alkoholproduktion gedient.
Das Getränk sei vermutlich in regionalen Zentren bei rituellen Feiern konsumiert worden, die von Mitgliedern der Elite organisiert wurden. Die Fähigkeit des Bierbrauens hänge eng zusammen mit der zunehmenden sozialen Schichtung in China im vierten vorchristlichen Jahrtausend, folgert das Team.
Auch im Nahen Osten haben Forscher Belege für die Herstellung von Bier vor 5000 Jahren gefunden. Archäologen haben dort Reste einer 5000 Jahre alten Brauerei entdeckt, die einst von den alten Ägyptern betrieben wurde.