WELT
Sieben Menschen sterben bei Straßenschlachten in Kairo
Baku, den 16. Juli (AZERTAG). Die ägyptische Hauptstadt Kairo hat erneut eine blutige Nacht erlebt. Tausende Anhänger des gestürzten ägyptischen Präsidenten Mohammed Mursi protestierten bis in die Morgenstunden, sie lieferten sich Straßenschlachten mit Polizisten und Einheimischen. Nach offiziellen Angaben aus dem Gesundheitsministerium starben sieben Menschen, 261 wurden verletzt.
Die Mursi-Anhänger protestierten auf dem Ramses-Platz und blockierten am Montagabend eine wichtige Nilbrücke. Sie zündeten Barrikaden an und warfen Steine auf vorrückende Polizisten - die Sicherheitskräfte setzten Tränengas ein. Al-Dschasira meldete, viele Menschen seien festgenommen worden. Auf Fernsehbildern sind blutende Demonstranten zu sehen, die von anderen Männern weggetragen werden. Auch mit Einheimischen gab es laut al-Dschasira Zusammenstöße. Nach Angaben von ägyptischen Behörden wurden mehr als 400 Menschen nach den Krawallen festgenommen.
Die Demonstranten in Kairo erklärten, sie würden die Proteste bis zur Freilassung Mursis fortsetzen. Das ägyptische Militär hatte Mursi am 3. Juli, etwa ein Jahr nach dessen Amtsantritt, gestürzt. Auch aus anderen Städten Ägyptens wurden am Montag Pro-Mursi-Kundgebungen gemeldet.
Die neue ägyptische Führung arbeitet derzeit an einem Plan für die Übergangszeit bis hin zu Neuwahlen. Ministerpräsident Hasim al-Beblawi will am Dienstag oder Mittwoch seine vollständige Regierungsmannschaft vorstellen. Die Parlamentswahl hat Übergangspräsident Adli Mansur für Anfang 2014 angekündigt.
US-Diplomat ruft in Kairo zu Versöhnung auf - Bei seinem Besuch in Kairo rief der stellvertretende US-Außenminister William Burns die Akteure in dem tief gespaltenen Land zu Dialog und Gewaltverzicht auf. Der Spitzendiplomat ist der erste hochrangige westliche Regierungsvertreter, der das Land nach dem Umsturz vom 3. Juli besucht. Die USA würden nicht versuchen, Ägypten „irgendein Modell aufzuzwingen“, erklärte Burns nach seinen ersten Gesprächen in der ägyptischen Hauptstadt. Washington lege aber Wert auf „gewisse demokratische Prinzipien“.
Der US-Nahost-Diplomat will bis Dienstag in Kairo bleiben. Er traf am Montag Verteidigungsminister Abd al-Fattah al-Sisi, der als neuer starker Mann in Kairo gilt, sowie Übergangspräsident Mansur und Regierungschef al-Beblawi. Burns kam allerdings nicht mit Vertretern der Muslimbruderschaft und der Tamarod-Bewegung zusammen, die mit Massendemonstrationen Mursis Sturz in Gang gesetzt hatten.
Die USA verlangen - wie Deutschland - die Freilassung Mursis. Dieser wird seit seiner Entmachtung vom Militär an einem unbekannten Ort und ohne formelle Anklage festgehalten.
Die USA unterstützen Ägypten mit jährlichen Hilfen in Höhe von 1,5 Milliarden Dollar. Davon sind 1,3 Milliarden Dollar für das Militär bestimmt. Diese Zahlungen müssten nach US-Rechtslage eingestellt werden, falls Washington den Umsturz als Militärputsch einstuft. Zu diesem Schritt hat sich die US-Regierung bislang nicht durchgerungen.