WELT
US-Forscher Warshel, Karplus und Levitt erhalten Chemie-Nobelpreis 2013
Baku, den 9. Oktober (AZERTAG). Der Nobelpreis für Chemie geht in diesem Jahr an die Forscher Martin Karplus, Michael Levitt und Arieh Warshel aus den USA. Sie wurden für Computermodelle ausgezeichnet, die chemische Reaktionen simulieren.
Der Nobelpreis für Chemie 2013 geht in die USA: Die Wissenschaftler Martin Karplus von der Harvard University, Michael Levitt von der Stanford University und Arieh Warshel von der University of Southern California aus den USA erhalten die Auszeichnung für „die Entwicklung von mehrskaligen Modellen für komplexe chemische Systeme“. Das gab die Königlich-Schwedische Akademie in Stockholm bekannt.
„Dieser Preis handelt davon, das Chemieexperiment in den Cyberspace zu bringen“, sagte Staffan Normark, Ständiger Sekretär der Akademie. Karplus, Levitt und Warshel hätten die Grundlage für die Computerprogramme gelegt, mit denen chemische Prozesse verstanden und vorhergesagt werden, begründete die Akademie ihre Entscheidung. „Computermodelle, die das reale Leben widerspiegeln, sind entscheidend für die meisten Fortschritte, die heute in der Chemie gemacht werden.“
Die Preisträger 2013 hätten es ermöglicht, die mysteriösen Wege der Chemie mit Computermodellen zu kartieren. Das auf diese Weise gewonnene Verständnis erlaube es, beispielsweise Medikamente oder Solarzellen zu verbessern. „Chemische Reaktionen passieren in Lichtgeschwindigkeit, Elektronen springen im Bruchteil einer Millisekunde von einem Atom zum anderen, versteckt vor den Augen der Wissenschaftler“, erläutert die Akademie den Wert der Computermodelle.
Doppelte Staatsbürgerschaft: Österreich, Israel, Großbritannien - Die Arbeit von Karplus, Levitt and Warshel sei grundlegend, weil ihre Modelle es ermöglichen würden, die Gesetze der klassischen Physik mit jenen der fundamental anderen Gesetze der Quantenphysik zu vereinigen. Zuvor hätten sich Chemiker bei ihren Modellierungen zwischen beiden Kategorien entscheiden müssen.
Der 1930 in Wien geborene Karplus hat sowohl die Staatsbürgerschaft der USA als auch die von Österreich. Levitt wurde 1947 im südafrikanischen Pretoria geboren und hat die amerikanische und britische Staatsbürgerschaft. Warshel, Amerikaner und Israeli, wurde 1940 im Kibbuz Sde-Nahum im heutigen Israel geboren. Vergangenes Jahr war der Chemie-Nobelpreis an die US-Wissenschaftler Robert Lefkowitz und Brian Kobilka gegangen.
Warshel wurde an der US-Westküste um drei Uhr morgens durch den Anruf der Nobel-Akademie in Stockholm aus dem Schlaf gerissen. Er sagte, trotz der frühen Stunde fühle er sich „ganz ausgezeichnet“. Seine Arbeit ließe sich in einem Satz so zusammenfassen: „Wir haben einen Weg gefunden, mit dem Computer die Struktur eines Proteins anzuschauen und dadurch zu verstehen, warum genau es tut, was es tut.“