GESELLSCHAFT
Uno-Mitgliedstaaten wollen bis 2030 Hunger besiegen
Baku, 12. Oktober, AZERTAC
Im Kampf gegen Hunger und Unterernährung sind seit dem Jahr 2000 beachtliche Fortschritte erzielt worden. Allerdings bedrohen Konflikte, Klimawandel und schlechte Regierungsführung diese Teilerfolge. Das ist eines der Ergebnisse des Welthunger-Index (WHI) 2018, den die Welthungerhilfe gemeinsam mit der Hilfsorganisation Concern Worldwide herausgibt.
2015 hatten sich die Uno-Mitgliedstaaten im Rahmen ihrer Agenda für nachhaltige Entwicklung unter anderem auf das Ziel "Zero Hunger" geeinigt: Bis 2030 sollen der Hunger weltweit beendet, Ernährungssicherheit und eine bessere Ernährung erreicht sowie nachhaltige Landwirtschaft gefördert werden.
"Doch wenn wir so weitermachen, verfehlen wir dieses Ziel", heißt es in dem Bericht. "Verläuft die Reduzierung von Hunger und Unterernährung so langsam wie bisher, wird dieses Ziel von schätzungsweise 50 Ländern nicht erreicht werden."
Die internationale Gemeinschaft hat dem WHI zufolge langfristige Fortschritte bei der Reduzierung des Hungers erzielt. Dabei gebe es allerdings deutliche regionale Unterschiede. In vielen Regionen der Welt seien noch immer Millionen Menschen von Hunger und Unterernährung betroffen.
Der WHI-Wert wird auf der Grundlage von vier Indikatoren ermittelt: Verbreitung von Unterernährung, Wachstumsverzögerung bei Kindern, Auszehrung bei Kindern und Kindersterblichkeit. Die Schweregradskala reicht von "niedrig" (bei einem WHI-Wert von bis zu 9,9) und "mäßig" (10 bis 19,9) über "ernst" (20 bis 34,9) bis hin zu "sehr ernst" (35 bis 49,9) und "gravierend" (50 und mehr).
Weltweit ist der Schweregrad von Hunger und Unterernährung laut dem WHI 2018 als "ernst" einzustufen, der WHI-Wert liegt bei 20,9. Im Vergleich zum Jahr 2000 entspricht das einem Rückgang von 28 Prozent, dem Verbesserungen bei allen vier Indikatoren zugrunde liegen.
Unterschiede beim WHI-Wert zeigen sich sowohl beim Vergleich zwischen verschiedenen Weltregionen als auch innerhalb einzelner Regionen und sogar einzelner Staaten:
In Südasien und Afrika südlich der Sahara liegen die Werte bei 30,5 beziehungsweise 29,4
Sie stehen in krassem Gegensatz zu den Werten Ost- und Südostasiens, des Nahen Ostens und Nordafrikas, Lateinamerikas und der Karibik sowie Osteuropas und der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten, die zwischen 7,3 und 13,2 liegen, was auf ein niedriges oder mäßiges Hungerniveau hinweist
Laut dem WHI 2018 leidet ein Land, die Zentralafrikanische Republik, unter "gravierendem" Hunger. In sechs Ländern - dem Tschad, Haiti, Madagaskar, Sierra Leone, dem Jemen und Sambia - ist die Lage "sehr ernst"
45 der 119 Länder im WHI weisen "ernste" Hungerwerte auf. Unter ihnen sind mit Äthiopien und Bangladesch auch die beiden Länder, denen die Autoren des Berichts eine genauere Untersuchung widmeten. Obwohl die Lage in beiden Ländern ernst sei, ließen sich eindeutige Verbesserungen feststellen
In 27 Staaten, so das Ergebnis des WHI 2018, ist das Hungerniveau "mäßig"; in 40 Ländern ist es "niedrig"
Schwerpunktthema Flucht, Vertreibung und Hunger - in Schwerpunktthema des diesjährigen WHI ist der Zusammenhang von Flucht, Vertreibung und Hunger. Weltweit gibt es schätzungsweise 68,5 Millionen Vertriebene, darunter 40 Millionen Binnenvertriebene, 25,4 Millionen Flüchtlinge und 3,1 Millionen Asylsuchende.
Für diese Menschen könne Hunger sowohl Ursache als auch Folge von Flucht und Vertreibung sein, so die Autorin des Schwerpunktessays, Laura Hammond von der School of Oriental and African Studies der Universität London. Doch die Zusammenhänge würden oft nur unzureichend verstanden. Sowohl Hunger als auch Vertreibung seien politische Probleme, und kurzfristige Maßnahmen reichten nicht aus, um Vertreibungen aufzuhalten, die oft seit Jahren oder gar Jahrzehnten andauerten.
Hammond empfiehlt, die politischen Faktoren anzugehen, die zu Hunger und Vertreibung führen, humanitäre Hilfe mit langfristigen Entwicklungsmaßnahmen zu verbinden, die Existenzsicherung der Vertriebenen soweit möglich in ihren Herkunftsregionen zu unterstützen und die Kapazitäten der Menschen zur Selbsthilfe zu stärken.