WELT
Vor 125 Millionen Jahren sahen alle Urvögel einander ziemlich ähnlich
Baku, den 31. Mai (AZERTAG). Bislang konzentrierten sich Forscher darauf, wann die ersten Vögel auftauchten und von wem sie abstammten. Jetzt aber zeigt eine Studie, wie es um die Vielfalt unter den frühen Vögeln beschaffen war.
Vor 125 Millionen Jahren sahen sich die umherfliegenden Vögel alle ziemlich ähnlich: Sie erinnerten am ehesten an Spatzen oder Tauben, lebten meist am Boden und fraßen hauptsächlich Insekten oder Samen. Größere Vögel oder Wasservögel, wie Störche und Schwäne, gab es damals nicht, schreiben US-Forscher in den „Proceedings B“ der britischen Royal Society.
Vermutlich habe die Gruppe der Vögel einfach noch nicht genug Zeit gehabt, sich nach ihrer Entstehung in die vielfältigen Formen und Lebensweisen aufzuspalten, die heute aus dem Vogelreich bekannt sind.
Die Evolutionsforschung habe sich bisher stark darauf konzentriert herauszufinden, wann die ersten Vögel auftauchten und von wem sie abstammten, schreiben Jonathan Mitchell von der University of Chicago und Peter Makovicky vom Field Museum of Natural History, ebenfalls in Chicago. Wann und wie die Gruppe der Vögel die heute bekannte Vielfalt entwickelte, sei bisher nur wenig untersucht.
Die Wissenschaftler schauten sich nun zunächst fast 1400 moderne Vögel genau an. Sie entwickelten ein statistisches Verfahren, mit dem sie von einem bestimmten körperlichen Merkmal auf die Lebensweise eines Vogels rückschließen können. Lange Beine weisen zum Beispiel auf Vögel hin, die im Wasser waten, und bestimmte Schnabelformen hängen mit speziellen Futtervorlieben zusammen.
Die Aufnahme zeigt die versteinerten Überreste eines Vogels, der in der Fossiliengrube Messel bei Darmstadt in Südhessen gefunden wurde und vor circa 47 Millionen Jahren gelebt haben soll. Forscher des Frankfurter Senckenberg-Instituts haben zahlreiche Blütenpollen im Magen des Tieres gefunden.
Das Verfahren wandten sie anschließend bei verschiedenen Vogelfossilien aus der sogenannten Jehol-Gruppe an, die im heutigen Nordosten Chinas liegt. Sie ist eine Ansammlung von Fossilien in einer dicken Gesteinsschicht, die vor etwa 125 Millionen Jahren – also während der Kreidezeit – durch wiederholte Vulkanausbrüche abgelagert wurde und viele Organismen konservierte.
Die Untersuchung zeigte, dass die Vielfalt unter den Urvögeln viel geringer war, als sie unter modernen Vögeln ist. Durch weitere Analysen schlossen die Forscher die Möglichkeit aus, dass nur bestimmte Vogelarten als Fossilien erhalten blieben und dass der beobachtete Unterschied dadurch zu erklären ist.