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Warum Kraken keine Knoten in die Arme bekommen
Baku, den 16. Mai (AZERTAG). Die Arme eines Kraken führen ein reges Eigenleben. Dass sie sich nicht ständig ineinander verknoten und verkleben, könnte an chemischen Stoffen auf der Haut liegen, die sie vor den eigenen Tentakeln warnen.
Acht Arme mit Hunderten Saugnäpfen, die sich spontan an alles haften, was sie berühren, können im Alltag eine echter Herausforderung sein. Dass Kraken sich nicht ständig verheddern, scheint wie ein kleines Wunder. Forscher haben das Phänomen nun genauer untersucht und konnten zeigen: Wahrscheinlich ist es ein Stoff auf der Krakenhaut, der vor unkontrolliertem Verknoten schützt.
Binyamin Hochner von der Hebrew University in Jerusalem und seine Kollegen experimentierten mit einzelnen, amputierten Armen Gemeiner Kraken (Octopus vulgaris). Diese bewegen sich nach ihrer Abtrennung noch über eine Stunde lang weiter und heften sich an diverse Gegenstände. In den Versuchen hafteten sie jedoch nie an anderen amputierten Armen, es sei denn, diesen war die obere Haut entfernt worden.
Zudem vermieden die Gliedmaßen Gegenstände, die mit Oktopus-Haut beklebt waren und hafteten nur schwach an Oberflächen, wenn diese mit einem Oktopus-Armextrakt bestrichen waren, berichten die Forscher im Fachjournal „Current Biology“. All dies deute darauf hin, dass die Haut der Tiere eine chemische Substanz produziert, die den Haftreflex der Saugnäpfe bremst, schließen die Forscher. Sie haben den Stoff jedoch noch nicht identifiziert.
Fremde Arme, da greif ich zu - Zuvor hatten Versuche gezeigt, dass sich die Arme eines Oktopus weitgehend autonom bewegen, das Tier also im Grunde nicht weiß, was seine Arme in jedem Moment tun. Eine ständige genaue Vorstellung ihrer Lage wäre auch sehr schwierig, da die Tierarme viel mehr Bewegungsmöglichkeiten haben als etwa die zwei mit festen Knochen und Gelenken in der Bewegung eingeschränkten Arme eines Menschen. Umso wichtiger ist es, dass die Arme durch die selbstständige Vermeidung anderer Arme verhindern, dass sich die Tiere unentwirrbar verknoten.
Komplett eigenständig sind die Krakenarme jedoch nicht. Oktopoden können den beschriebenen chemischen Mechanismus nach Angaben der Forscher willentlich durch zentrale Nervenbefehle umgehen, wenn es angebracht ist. Denn im Gegensatz zu amputierten Armen ergreifen lebende Kraken in Einzelfällen abgetrennte Krakenarme und halten sie mit ihren Saugnäpfen fest - und dies vor allem dann, wenn es nicht ein eigener Arm ist. Das bedeute, dass die Tiere auf eine bisher unbekannte Weise sogar ihre eigenen Extremitäten erkennen könnten, schreiben die Forscher.