WELT
Wie Wikinger-Mäuse die Welt eroberten
Baku, den 19. März (AZERTAG). Nordische Mäuse sind erfolgreiche Eroberer: Auf Wikingerschiffen erreichten sie im Mittelalter ferne Länder. Und im Gegensatz zu ihren menschlichen Begleitern konnten sie sich in der Fremde behaupten.
Hausmäuse aus Norwegen haben mit den Wikingern neue Lebensräume erobert, schreiben Forscher im Journal „BMC Evolutionary Biology“. Als die Wikinger Schottland, die schottischen Inseln, Irland und die Isle of Man in der Irischen See kolonisierten, seien die nordischen Nager an Bord der Schiffe mitgereist. Ihre Studie zeige nun, dass die Mäuse (Mus musculus domesticus) auch Island, Grönland und Neufundland auf Wikingerschiffen erreichten.
Das internationale Forscherteam um Eleanor Jones von der University of York in Großbritannien hatte das Erbgut (DNA) von Mäusen verschiedener Regionen und Inseln analysiert und verglichen. Einbezogen wurde auch DNA von Tieren, die im 10. bis 12. Jahrhundert gelebt hatten. Genutzt wurde dabei das Erbgut aus Knochen von Mäusen aus jener Zeit. Anhand der Übereinstimmungen erstellten die Wissenschaftler einen Stammbaum der Mäuselinien, an dem sich Ähnlichkeiten ablesen ließen, so dass sie die Ausbreitung nachvollziehen konnten.
Als die Wikinger im späten 8. bis mittleren 10. Jahrhundert auszogen, um neue Gebiete zu besiedeln, hätten sie Pferde, Schafe, Hühner und andere Nutztiere mitgenommen. Als „blinde Passagiere“ seien oft auch Hausmäuse mitgereist und an neuen Ufern von Bord gegangen, erklären die Forscher. In Island hätten sich die Nager erfolgreich seit nun rund tausend Jahren festgesetzt.
Sonderfall Neufundland: Die Analyse für Grönland habe gezeigt, dass „Wikinger-Mäuse“ die Insel zwar von Island aus eroberten, später aber wieder ausstarben. Heute lebe eine später aus Dänemark eingewanderte Population von Mus musculus musculus dort.
Auf der vor Kanadas Ostküste gelegenen Insel Neufundland entdeckten die Forscher keine aktuellen Spuren auf von Wikingern eingeschleppte Mäuse. Falls die Tiere das Eiland erreicht hätten, sei ihre Anwesenheit dort flüchtig gewesen und habe keine Spuren hinterlassen - so wie die Wikinger selbst.
Die Geschichte menschlicher Besiedlung der vergangenen tausend Jahre lasse sich an den Gensequenzen von Mäusepopulationen ablesen, schreiben die Wissenschaftler. Die Muster menschlicher Abstammungslinien und der von Hausmäusen stimmten überein.