Guatemala: Archäologen finden Altar in Maya-Stadt – den sie nicht den Maya zuschreiben

Baku, 11. April, AZERTAC
Er ist bunt bemalt in Rot, Schwarz und Gelb, darauf ist eine Person mit gefiedertem Kopfschmuck zu sehen, umgeben von geometrischen Mustern: Ein Forscherteam hat im heutigen Guatemala einen Altar ausgegraben. Und zwar an einem Ort in der Nähe des Zentrums von Tikal, einer 2400 Jahre alten Maya-Stadt. Bloß handele es sich bei dem Altar nicht um ein Maya-Werk, wie die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im Fachblatt „Antiquity“ schreiben.
Der Altar stammt demnach etwa aus dem 4. Jahrhundert. Das Team um Andrew Scherer von der Brown University argumentiert nun. Er könnte aus der Hand eines hoch qualifizierten Kunsthandwerkers stammen, der in Teotihuacán ausgebildet wurde, einer Stadt, die sich in rund tausend Kilometer Entfernung befand.
Besetzung und Überwachung - Archäologinnen und Archäologen gehen zwar davon aus, dass Tikal und das viel mächtigere Teotihuacán einst regelmäßig miteinander zu tun hatten, wie AZERTAC unter Berufung auf Spiegel berichtete. Mitautor Stephen Houston zufolge sah zunächst alles danach aus, als hätten die Städte Handel betrieben. Doch in den Sechzigerjahren fanden Forschende einen Stein mit gut erhaltenem Text, der auf einen Konflikt schließen lässt.
Teotihuacán habe Tikal um das Jahr 378 erobert, das gehe aus der Schrift hervor. Der König sei abgesetzt und durch einen Marionettenkönig ersetzt worden, der im Sinne Teotihuacáns regierte, so Houston.
Später entdeckten Forschende etwas außerhalb des Zentrums von Tikal außerdem eine verkleinerte Nachbildung der Zitadelle von Teotihuacán. Das deutet den Forschenden zufolge darauf hin, dass Vertreter von Teotihuacán in Tikal anwesend waren, wahrscheinlich um die Stadt zu überwachen.
In dieser Zeit muss der Altar gebaut worden sein, so Mitautor Andrew Scherer. Die Bemalung lasse auf die Herkunft aus Teotihuacán schließen. Hinweise, dass es sich nicht um ein Werk aus Tikal handele, gebe es aber auch im Inneren: Dort fanden die Forschenden unter anderem ein sitzend bestattetes Kind. In Tikal sei das eine seltene, in Teotihuacán eine gängige Praxis gewesen. Eine Pfeilspitze weise zudem in Material und Form typische Merkmale einer Arbeit aus Teotihuacán auf.
„Die Maya begruben regelmäßig Gebäude und bauten darauf neue auf“, sagte Scherer. Aber hier hätten sie den Altar und die umliegenden Gebäude begraben und das Grundstück einfach unbebaut gelassen. Fast wie eine Gedenkstätte. Das spreche für die komplizierten Gefühle, die sie gegenüber der Stadt Teotihuacán hatten.