WIRTSCHAFT
Ölproduktion übersteigt Höhepunkt, Nasa-Sensation widerlegt, Jahrhundert-Explosion
Baku, den 11. Juni (AZERTAG). Der Wendepunkt ist erreicht: Die Erdöl-Förderung beginnt nach Ansicht von Experten zu sinken. Außerdem im Überblick zur Geoforschung: Die größte Explosion des 20. Jahrhunderts, eine sensationelle Nasa-Meldung scheint widerlegt, und Zypern fordert Mondgestein zurück.
Seit Jahrzehnten streiten Experten, wann die Ölproduktion ihr Maximum überschreiten wird. In den fünfziger Jahren wurde der globale Ölförder-Höhepunkt („Peak Oil“) für das Ende der sechziger Jahre vorhergesagt. Mit besserer Fördertechnologie konnte er aber immer weiter nach hinter verschoben werden. Vehement bestreiten seither vor allem Industrievertreter, der Höhepunkt könnte erreicht sein - und bislang behielten sie noch immer Recht.
Doch mittlerweile hat sich die Lage geändert. „Die Förderung von konventionellem Erdöl hat ein Maximum überschritten“, sagt Hans-Georg Babies von der wirtschaftsnahen Bundesanstalt für Geowissenschaften. Zum gleichen Schluss kommen James Murray von der University of Washington in Seattle und der britische Regierungsberater David King. Der Ölmarkt sei in in eine neue Phase eingetreten, bilanzierten sie jüngst im Wissenschaftsmagazin „Nature“. Nach „Peak Oil“ sei die Erdöl-Produktion nun „unelastisch“ - auf Krisen könne kaum noch mit einer spontanen Steigerung der Förderung reagiert werden.
Mögliche Folgen zeigen Forscher um Christian Lutz von der Gesellschaft für Wirtschaftliche Strukturforschung in Osnabrück in der aktuellen Ausgabe von „Energy Policy“. Auf Grundlage der aktuellen Annahmen, „Peak Oil“ sei erreicht, haben sie die wirtschaftlichen Folgen berechnet: Der Ölpreis werde demnach in den nächsten Jahren stark steigen.
BGR-Experte Babies warnt jedoch vor einer Dramatisierung. Tatsächlich treibt der steigende Ölpreis die Förderung der Ressourcen immer wieder an: Bei höherem Wert lohnt sich auch in entlegenen Regionen wie der Tiefsee der Förderaufwand, womit das Angebot wieder wächst. Die verfügbare Ölmenge stagniert deshalb seit Jahren auf hohem Niveau.