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WHO: Weltweit sind weniger Menschen immun gegen Coronavirus als gehofft
Baku, 22. April, AZERTAC
Wahrscheinlich sind deutlich weniger Menschen weltweit gegen das Coronavirus immun als gehofft, teilt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) mit. Laut ersten Studienergebnissen tragen im Schnitt nur zwei bis drei Prozent der Bevölkerung Antikörper gegen das Virus in sich, nachdem sie eine Infektion überstanden haben. Die Zahlen dämpfen die Hoffnung, eine rasche Herdenimmunität könnte in absehbarer Zeit zu Lockerungen der weltweiten Corona-Beschränkungen führen.
Da eine Infektion mit dem Coronavirus häufig mild verläuft, könnten sich viele Menschen angesteckt haben, ohne es zu merken. Wie hoch diese Dunkelziffer ist, lässt sich jedoch nur schwer abschätzen. Die WHO warnt deshalb vor trügerischer Sicherheit. "Die Rücknahme von Restriktionen bedeutet für kein Land das Ende der Epidemie", sagte der Generaldirektor der WHO, Tedros Adhanom Ghebreyesus.
Experten gehen davon, dass die Pandemie von selbst endet, sobald sich 60 bis 70 Prozent der Menschen mit dem Virus angesteckt haben. Vorausgesetzt, sie sind danach immun gegen eine erneute Infektion. In mehreren Ländern laufen Tests auf Antikörper, die zeigen sollen, wie viele Menschen immun sein könnten. "Die ersten Daten sprechen dafür, dass der Anteil noch sehr gering ist", sagte Tedros Adhanom Ghebreyesus. "Nicht mehr als zwei bis drei Prozent." Selbst WHO-Experten hatten mit einem höheren Anteil gerechnet.
Auch erste Ergebnisse von Antikörpertests aus Deutschland zeigen, dass eine Herdenimmunität hierzulande offenbar noch lange nicht erreicht ist. "Wir sehen in den Ergebnissen unserer Antikörpertests bisher, dass etwa 3,4 Prozent der Blutproben positiv oder grenzwertig auf Antikörper gegen Covid-19 getestet wurden", sagte Thomas Fenner, Leiter des Labors Dr. Fenner & Kollegen in Hamburg. "Hochgerechnet auf die Spezifität entspricht das einer Durchseuchung von etwa 1,9 Prozent."