WELT
100-Bolívar-Geldschein für ungültig erklärt
Baku, 19. Dezember, AZERTAC
Der venezolanische Regierungschef hatte den 100-Bolívar-Geldschein für ungültig erklärt. In der Folge standen die Menschen ohne Bargeld da - laut Maduro tragen die Schuld "internationale Saboteure".
Nach wütenden Protesten gegen die Regierung in Venezuela hat Präsident Nicolás Maduro die bislang wichtigste Banknote wieder freigegeben. Er habe entschieden, die Gültigkeit des 100-Bolívar-Scheins bis zum 2. Januar zu verlängern, sagte Maduro am Samstag im Staatsfernsehen nach Beratungen mit Regierungsvertretern.
Seit Donnerstag war der 100-Bolívar-Schein nicht mehr als Zahlungsmittel akzeptiert worden. Die eigentlich für denselben Tag geplante Ausgabe von größeren Scheinen mit einem Wert von 500 bis 20.000 Bolívares verzögerte sich aber.
Der Staat mit den weltweit größten Erdölreserven leidet unter einer Hyperinflation. Der Wegfall des meistverwendeten Geldscheins hatte zum Chaos geführt, weil die neuen 500-Bolívar-Banknoten noch nicht im Umlauf waren. Bei den Geldinstituten waren Lieferungen aus Druckereien in den USA und Großbritannien nicht rechtzeitig eingetroffen, wie es aus Bankenkreisen hieß.
In den vergangenen Tagen hatten sich deswegen lange Schlangen vor den Banken gebildet, auch Geldautomaten gaben kein Bargeld mehr heraus. In mehreren Orten kam es am Samstag zu Gewaltausbrüchen. Einem Bericht der Zeitung "El Nacional" zufolge rief der Bürgermeister der Gemeinde Sifontes im südlichen Bundesstaat Bolívar den Ausnahmezustand aus, nachdem Geschäfte geplündert worden waren.
Maduro sprach im Fernsehen von einem "internationalen Sabotageakt". Im Ausland seien Flugzeuge, die mit den neuen Geldscheinen für Venezuela beladen gewesen seien, zum Umsteuern gezwungen worden. Die Regierung habe aber bereits neue Lieferungen organisiert.
Hunderte Venezolaner überquerten derweil die Grenze zu Kolumbien, obwohl die Regierung in Caracas den Grenzdurchgang geschlossen hatte. Die Menschen durchbrachen die Absperrungen der Sicherheitskräfte, wie der Sender "Caracol Radio" berichtete. Die venezolanische Regierung hatte die Grenzschließung mit dem Kampf gegen Schmuggler begründet.
Venezuela kämpft mit der höchsten Inflation weltweit. Die Regierung macht keine offiziellen Angaben zur Teuerungsrate, aber Experten rechnen mit 600 bis 700 Prozent Inflation im laufenden Jahr. Für 2017 erwartet der Internationale Währungsfonds (IWF) sogar eine Inflationsrate von mehr als 1600 Prozent.
Zudem leidet Venezuela seit langem unter einer schweren Wirtschafts- und Versorgungskrise. Wegen des niedrigen Ölpreises besitzt das Land kaum noch Devisen. Betriebe können deshalb fast keine Rohstoffe aus dem Ausland einkaufen. In den Supermärkten fehlt es an Lebensmitteln und Dingen des täglichen Bedarfs.