WELT
Wirtschaft in China sich im dritten Quartal robust entwickelt
Baku, 18. Oktober, AZERTAC
Die Wirtschaft in China hat sich im dritten Quartal robust entwickelt - vor allem dank sprudelnder Kredite. Von Juli bis September legte das Wachstum der zweitgrößten Volkswirtschaft um 6,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zu und stieg damit 0,1 Prozentpunkte langsamer als in der ersten Jahreshälfte. Die Zahl liegt aber noch immer deutlich über dem Jahresziel der Regierung, die "rund 6,5 Prozent" anstrebt.
Ökonomen führten das kräftige Wachstum auf die anhaltend hohe Kreditvergabe zurück, durch die der Bausektor einen Boom erlebe und viele Staatsbetriebe künstlich am Leben gehalten würden. Durch immer höhere Unternehmensschulden würden Probleme jedoch nicht gelöst, sondern nur verschoben.
Zum Auftakt des chinesischen Parteikongresses, einem nur alle fünf Jahre stattfindenden politischen Schlüsseltreffen, gab es derweil kaum Anzeichen, dass die Stützungsmaßnahmen bald zurückgefahren werden. Statt neuer Rezepte für die Wirtschaft, wiederholte Staats- und Parteichef Xi Jinping schon früher von der Regierung ausgegebene, aber noch immer nicht umgesetzte Reformversprechen.
Stabilität statt Wandel - "Chinas offene Tür wird nicht geschlossen, sondern nur noch weiter geöffnet", hatte Xi Jinping zur Eröffnung des Parteitages am Mittwoch gesagt. Die Regierung wolle Regeln und Praktiken "ausradieren", die fairen Wettbewerb behindern. Der Markt müsse eine "entscheidende Rolle" spielen. Im gleichen Satz hob der Präsident aber hervor, dass der Staat seine Rolle besser spielen müsse.
"Die Regierung hat sich entschieden, dass ihr ein stabiles Wachstum derzeit wichtiger ist, als die Entschuldung voranzutreiben", sagte Christopher Balding von der HSBC Business School in Shenzhen. China habe zwar versprochen, Maßnahmen gegen die hohen Schulden zu ergreifen. "Die realen Taten belegen aber etwas ganz anders."
Schon vor dem Parteikongress hatte China zuletzt eine ganze Reihe positiver Wirtschaftsdaten vorgelegt. Auch der Internationale Währungsfonds (IWF) hob vergangene Woche zum zweiten Mal in diesem Jahr seine Wachstumsprognose für die zweitgrößte Volkswirtschaft um 0,1 Prozentpunkte auf 6,8 Prozent an.
Mahnung des IWF - Allerdings warnte der IWF in seinem Bericht, dass China das stärker als erwartete Wachstum nach wie vor durch höhere Schulden erkaufe. Dies könne in Zukunft zu "einem starken Abschwung" führen. Der IWF forderte Peking auf, die Kreditvergabe zu zügeln.
Wegen der steigenden Schulden hatte die US-Ratingagentur S&P vergangenen Monat die Bonitätsnote des Landes um eine Stufe auf "A+" herabgesetzt. Das lang anhaltende starke Kreditwachstum in China habe die wirtschaftlichen und finanziellen Risiken erhöht, teilte S&P mit. Zwar habe das hohe Tempo des Kreditwachstums auch das Wirtschaftswachstum und die Vermögenspreise erhöht. Die Finanzstabilität habe aber gelitten. China warf der Ratingagentur vor, die Wirtschaft des Landes nicht richtig zu verstehen.