WELT
Mindestens 72 Tote bei Anschlägen auf zwei Moscheen in Afghanistan
Baku, 20. Oktober, AZERTAC
Bei einem erneuten Anschlag auf eine Moschee in Kabul starben am Freitag Dutzende Menschen.
Die Gewalt in Afghanistan lässt nicht nach: Bei Anschlägen auf zwei Moscheen sterben viele Gläubige. Sie waren zum Abendgebet gekommen.
Bei zwei Angriffen auf Moscheen in Afghanistan sind am Freitagabend mindestens 72 Menschen ums Leben gekommen. Ein Attentat traf ein Gotteshaus in der Hauptstadt Kabul, ein weiteres eine Moschee in der zentralafghanischen Provinz Ghor.
In Kabul sprengte sich laut Innenministerium gegen 18 Uhr (Ortszeit) ein Selbstmordattentäter in einer schiitischen Moschee im Westen der Stadt in die Luft. Dabei seien mindestens 39 Menschen getötet und 45 verletzt worden, sagte ein Sprecher des Innenministeriums, Hedajatullah Hafis, am Abend. Unter den Opfern seien auch Frauen und Kinder.
Bei dem Anschlag in Ghor im Bezirk Dolaina seien mindestens 33 Menschen getötet worden, sagte der Sprecher der dortigen Polizei, Mohammed Ikbal Nisami, am späten Abend. Zuvor hatte das afghanische Innenministerium noch 20 Tote gemeldet. Auch in Ghor sprengte sich ein Selbstmordattentäter in die Luft.
Ein Mitglied des Provinzrats, Muwen Ahmed, sagte, „die ganze Decke“ sei heruntergekommen. Seiner Ansicht nach war das Ziel des Anschlags ein bekannter Milizenkommandeur und erbitterter Gegner der Taliban namens Fasl Ahad, der mit seinen Männern zum Abendgebet gekommen war. Laut dem Sprecher der Provinzregierung, Abdullah Khatibi, handelte es sich in Ghor um eine sunnitische Moschee.
Der Anschlag in Kabul war der dritte Angriff auf eine schiitische Moschee in Kabul in knapp zwei Monaten. Ende September waren bei einem Angriff auf eine schiitische Moschee sieben Menschen getötet worden, Ende August starben bei einem weiteren Anschlag mindestens 28 Menschen .
Ein ähnliches Attentat gab es Anfang August auch in der westafghanischen Stadt Herat, damals kamen 29 Menschen ums Leben. Fast jedes Mal kamen die Attentäter, wenn die Moscheen voll waren – entweder an einem hohen Feiertag oder während eines Freitagsgebets.
Wer hinter den Taten steckt, blieb zunächst unklar. Anschläge auf schiitische Moscheen hat bisher fast immer die sunnitische Terrormiliz Islamischer Staat (IS) für sich reklamiert. Anders als in vielen muslimischen Ländern gibt es in Afghanistan keine Geschichte blutiger Fehden zwischen Sunniten und Schiiten. Aber seit dem Aufkommen des IS 2015 sind Schiiten – die meist der ethnischen Minderheit der Hasara angehören – zunehmend Ziel brutaler Angriffe.
Der IS war 2017 bereits für einige der brutalsten Anschläge in Afghanistan verantwortlich, darunter eine siebenstündige Schießerei in einem Krankenhaus in Kabul.