GESELLSCHAFT
Laut Uno leben Millionen Minderjährige in Gefängnissen
Baku, 18. November, AZERTAC
Etwa sieben Millionen Mädchen und Jungen werden laut einer Uno-Studie weltweit ihrer Freiheit beraubt. Der Untersuchung zufolge leben sie in Gefängnissen, in Polizeigewahrsam, in Migrantenlagern, unter Zwang in Behindertenheimen oder in Fürsorgeinstitutionen. Es handele sich um vorsichtige Schätzungen, teilten die Autoren in Genf mit - die Dunkelziffer könnte noch höher sein.
Der Studie zufolge werden jährlich etwa 410.000 Minderjährige im Alter von bis zu 18 Jahren in Haft genommen, eine Million sind demnach in Polizeigewahrsam. 330.000 Jungen und Mädchen würden als Migranten festgehalten. Weitere 5,4 Millionen Minderjährige müssten weltweit in Heimen leben, die ihnen keine Freiheit gewährten.
Die Autoren warnen vor den Folgen der Freiheitsberaubung: Die Anzahl psychischer Krankheiten bei Kindern könne sich in Gewahrsam verzehnfachen. Zudem sterben die Betroffenen demnach im Schnitt deutlich früher als Gleichaltrige, die in Freiheit gelebt haben.
Mädchenanteil: Sechs Prozent - Ursache dieser Situation seien unter anderem eine überharte Kriminalisierung von Kindern sowie mangelnde staatliche Unterstützung von Familien in aller Welt. Mädchen und Jungen einzusperren, verstoße gegen die Uno-Kinderrechtskonvention. Diese erlaube lediglich, Minderjährige kurzzeitig und auch nur als letzte Option zu internieren.
Zwar sei in den vergangenen Jahren mehr getan worden, um dem Problem zu begegnen. Nach Ansicht der Experten um den Rechtsprofessor und Menschenrechtsanwalt Manfred Nowak muss aber noch mehr passieren, damit Kinder nicht länger in Unfreiheit leben müssen. Die Autoren bezeichnen die genannten Formen der Freiheitsberaubung als "strukturelle Gewalt."
Davon betroffen sind der Studie zufolge vor allem Jungen: 94 Prozent der Minderjährigen in Unfreiheit weltweit sind demnach männlich. In Lagern für Migranten betrage der Anteil der Mädchen ein Drittel.
Das Uno-Kinderhilfswerk Unicef hatte gerade erst aktuelle Erkenntnisse zur Gesundheit von Kinder weltweit veröffentlicht. Demzufolge haben heute geborene Kinder eine immer höhere Lebenserwartung und sind zudem gesünder als in den vergangenen drei Jahrzehnten. Allerdings trifft das hauptsächlich für den Nachwuchs aus wohlhabenden Familien zu.
In dem Bericht heißt es, die weltweite Sterblichkeitsrate von Kindern unter fünf Jahren sei im Vergleich zu 1989 um rund 60 Prozent gesunken. Unicef-Geschäftsführerin Henrietta Fore sagte aber auch, Kinder müssten sich mit neuen Bedrohungen wie dem Klimawandel, Onlinemissbrauch und Cybermobbing auseinandersetzen.
Unicef zufolge sind Kinder am stärksten von den Auswirkungen der Klimakrise bedroht: "Aufgrund der schnellen Veränderungen des Klimas verbreiten sich Krankheiten, Extremwetterlagen häufen sich und Nahrung sowie Wasser werden zum unsicheren Gut", heißt es in dem Bericht.