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Alle vier Jahre gibt es den 29. Februar
Baku, 29. Februar, AZERTAC
Alle vier Jahre gibt es den 29. Februar. Mit dieser einfachen Regel lässt sich merken, wann ein Schaltjahr ist. In anderen Kulturen ist das viel komplizierter.
Mit diesem Spezialwissen können Sie heute am Kaffeeautomaten oder in der Kantine mächtig punkten. Wir haben die wichtigsten Fakten für Schaltjahr-Nerds zusammengetragen. Hier zunächst die Grundlagen:
Alle Kalender sind von Menschen gemacht und dienen dazu, irgendwie den Zeitraum eines Jahres zu definieren. Jeder Kalender macht das anders, und ob sich das Jahr auch daran hält, ist eine ganz andere Frage.
Wir nutzen einen sogenannten Sonnenkalender. In Kulturen, die mit unterschiedlichen Jahreszeiten leben, ist das sinnvoll: Man muss ja wissen, wann die Büffel wieder vorbeiziehen, die Heringsschwärme kommen, wann man sät, erntet und so weiter...
Für uns ist ein Jahr deshalb die Zeit, die die Erde braucht, um die Sonne einmal zu umrunden. Wir sagen, die Erde brauche dafür 365 Tage. Das stimmt aber nicht ganz - sie braucht 365 Tage plus 5 Stunden und 48 Minuten.
Damit sich im Kalender nicht alles verschiebt und Silvester irgendwann im Hochsommer landet, müssen wir also alle vier Jahre einen zusätzlichen Tag einfügen, um Sonnenjahr und unser "Zähljahr" wieder synchron zu bekommen: Deshalb brauchen wir das Schaltjahr.
Der 29. Februar - Wenn Sie glauben, zur Bestimmung eines Schaltjahres wäre es mit der Regel "alle vier Jahre" getan, sind Sie allerdings auf dem Holzweg. Denn ein echter Vierteltag bestünde ja aus sechs Stunden - und nicht aus 5 Stunden 48 Minuten.
Der kleine Trick mit dem Schaltjahr hat die "Kalenderabweichung" also nur abgemildert, alle 120 Jahre würde sich trotzdem ein Fehltag ergeben. Das begriffen auch die Macher unseres Kalenders, die zwei zusätzliche Regeln aufstellten:
1. Kein "glattes" Hunderterjahr kann ein Schaltjahr sein: Das drückt den Kalenderfehler auf einen Fehltag alle 457 Jahre.
2. Ausgenommen davon sind alle Jahre, die man glatt durch die Zahl 400 teilen kann: Damit sinkt die Kalenderabweichung auf einen Fehltag alle 3225 Jahre.
Damit dürften Sie schon beeindruckt haben. Für mehr, sollten Sie noch kurz fallen lassen, dass unter einem Jahr verschiedene Kulturen durchaus unterschiedliche Dinge verstehen.
Schaltjahre im Islam - Für Ihren muslimischen Kollegen hat das Jahr nur 354 Tage. Deshalb "wandert" zum Beispiel auch der Ramadan: In unserer, vom Sonnenkalender geprägten Wahrnehmung findet der jedes Jahr zu einem anderen Datum statt. Kurz nachgerechnet: 365 geteilt durch 11 = 33,18. Alle 33 Jahre schließt sich der Kreis also wieder, und der Ramadan hat unseren Kalender "umrundet".
Und was hat das alles mit dem 29. Februar und dem Schaltjahr zu tun? Ganz einfach: Der islamische Mondkalender hat das gleiche Problem wie unser Sonnenkalender - auch das Mondjahr ist nicht exakt 354 Tage lang, sondern 354,37 Tage. Deshalb schiebt man auch da ab und zu nach einer mächtig komplizierten Regel einen Schalttag ein - auch der Islam kennt also "Schaltjahre".
Einen Monat mit genau 29 Tagen zu haben, ist für Muslime dagegen ganz normal: Das ist jeden zweiten Monat so.
Schaltjahre im Judentum - Völlig seltsam wird es, wenn man Solar- und Lunarkalender kombiniert. Das ist zum Beispiel im jüdischen Kalender so. Von Haus aus ist der eigentlich ein Mondkalender, der allerdings durch einen Trick mit dem Sonnenjahr synchronisiert wird. Diesen Trick nennt man Meton-Zyklus - und nichts macht deutlicher, wie herrlich unkompliziert unsere Schaltjahrregelung in Wahrheit ist. Denn mit Schalttagen kommt man im jüdischen Kalender nicht aus, da müssen es schon ganze Schaltmonate sein.
Im Meton-Zyklus fasst man jeweils 19 Jahre zusammen, von denen zwölf jeweils zwölf Monate umfassen, und die sieben restlichen 13 Monate. Jahre mit zwölf Monaten sind zwischen 353 und 356 Tage lang, Jahre mit 13 Monaten haben hingegen zwischen 383 und 385 Tage.
Aktuell sind wir im jüdischen Jahr 5776. Damit vollendet sich also der 304. Zyklus von 19 Jahren, und "unser" 2016 muss auch im jüdischen Kalender ein Schaltjahr sein! Tatsächlich: Heute ist, wie Sie ja wissen, der 20. Adar aleph 5776 (oder, wie die Muslime sagen, der 20. Djumada l-Ula 1437) und erst am 11. März beginnt dann der "reguläre" Adar (oder "Adar beth").
Sie wollen auch noch wissen, wie man im jüdischen Kalender entscheidet, ob wir gerade in einem 13-Monate-Jahr oder einem 12-Monate-Jahr sind? Der jüdische Schaltmonat heißt Adar aleph oder Adar rischon und wird vor dem normalen Adar ins Jahr eingefügt, wenn ein Schaltjahr fällig ist. Schaltjahre mit 13 Monaten sind im Zyklus von 19 Jahren jeweils das dritte, sechste, achte, elfte, 14., 17. und 19. Jahr.