GESELLSCHAFT
An den Stränden Kaliforniens Hunderte abgemagerte Seelöwenjunge angespült worden
Baku, 18. März, AZERTAC
Es ist ein trauriger Rekord: An den Stränden Kaliforniens sind in diesem Jahr bereits Hunderte abgemagerte Seelöwenjunge angespült worden. Die Auffangstationen sind überfüllt, Forscher stellt das Phänomen vor Rätsel.
Die Kapazitäten sind bald erschöpft: An den Stränden im Süden Kaliforniens haben Tierschützer in diesem Jahr bereits mehr als 1400 Seelöwen-Junge eingesammelt. Die Tiere sind extrem abgemagert. Allmählich wird der Platz in den Auffangstationen des Bundesstaates im Südwesten der USA knapp.
Es ist nicht ungewöhnlich, dass einige hungrige Seelöwen im Frühjahr an die Küsten gespült werden. Doch in diesem Jahr sind die Tiere ungewöhnlich früh dran, und es sind extrem viele. Nach Angaben der Helfer vor Ort ist die Zahl der angespülten Seelöwen um ein Vielfaches höher als 2013, der Saison mit den meisten gezählten Tieren in der jüngsten Vergangenheit.
„Da die Rettungsstationen kaum noch Platz haben, wird es wahrscheinlich nicht möglich sein, jedes Tier aufzupäppeln“, sagt Justin Viezbecke von der amerikanischen Wetter- und Ozeanografiebehörde NOAA. Die Seelöwenbabys erreichen den Strand meist völlig abgemagert. Vor einigen Wochen fanden Tierschützer ein knapp ein Jahr altes Exemplar, das nur noch zehn Kilo wog - ein Drittel von dem, was es eigentlich auf die Waage bringen müsste.
Rätselhafte Ursache - Die genaue Ursache für das Massenhungern ist unklar. Die Jungen werden im Juni und Juli geboren und bis Januar gesäugt, während ihre Mütter im Meer nach Futter suchen. Forscher vermuten, dass geringe Nahrungsbestände die Seelöwenmütter zwingen, auf der Jagd weiter Richtung Norden zu schwimmen. Statt ein bis zwei Tage lassen sie ihre Jungen dann bis zu acht Tage allein.
Wahrscheinlich trennen sich die Jungtiere durch die Nahrungsknappheit und die langen Wartezeiten früher von der Mutter. Vor lauter Hunger fressen sie dann alles, was sie finden können, um ihren Magen zu füllen. Einzelne Tiere hatten bis zu 2,5 Kilo Steine im Magen, als sie entdeckt wurden.
Dass die Seelöwen so wenig Futter vor der Küste im Süden finden, könnte am Wetterphänomen El Niño liegen, vermuten die Forscher. Durch die veränderten Strömungen im Pazifik, hat sich das Meerwasser vor der Küste Kaliforniens im Winter erwärmt. Dadurch könnten die wichtigsten Beutetiere wie Tintenfische, Sardinen und Sardellen nach Norden gewandert sein.
Aufwärmen und füttern – „Wir sind sehr besorgt, weil normalerweise erst im März die ersten Tiere stranden“, erklärt Mary Beth Steen vom Pacific Marine Mammal Center in Laguna Beach. „Es sind ungewöhnlich hohe Fallzahlen so früh in der Saison.“ Normalerweise tauchen hungrige Seelöwenjunge erst im April oder Mai in großen Mengen an den Stränden auf. Diese Saison fanden Tierschützer die ersten Tiere bereits im Dezember 2014.
Das Pacific Marine Mammal Center hat in diesem Jahr bereits 285 Seelöwen aufgenommen. Nach eigenen Angaben zehnmal mehr als im gesamten Jahr 2014 und doppelt so viele wie im bisherigen Rekordjahr 2013. Vergangenen Freitag hat auch der Freizeitpark SeaWorld in San Diego seine Seelöwenshow vorerst eingestellt, damit sich die Pfleger um die ausgehungerten Jungtiere aus dem Meer kümmern können. Zusätzlich wurden zwei provisorische Becken aufgebaut. Bislang hat der Park 2015 nach eigenen Angaben knapp 500 hungernde Seelöwen aufgenommen.
In den zahlreichen Auffangstationen in Kalifornien werden die Tiere in der Regel zunächst in Decken gehüllt und aufgewärmt. Die meisten sind so schwach, dass sie sich nicht wehren. Sie bekommen zunächst Flüssigkeit mit Traubenzucker. Überstehen sie die ersten Stunden, füttern sie die Pfleger drei bis vier Mal am Tag mit püriertem Hering aus der Tube und einem Milchcocktail mit zugesetzten Elektrolyten und Vitaminen.
Erst wenn sie wieder einigermaßen zu Kräften gekommen sind, bekommen die jungen Seelöwen richtigen Fisch und müssen ihre Jagdqualitäten schließlich in einem Pool beweisen. Erst wenn das klappt, können sie wieder in die Freiheit entlassen werden.