WELT
Anschlag auf Nachtclub in Istanbul: Zahl der Opfer auf 39 gestiegen
Istanbul, 1. Januar, AZERTAC
Die Zahl der Opfer des Anschlags auf einen Nachtclub in Istanbul hat sich auf mindestens 39 erhöht. Darunter seien auch mindestens 16 Ausländer, so das Innenministerium. Die Polizei fahnde weiter nach dem "Terroristen", der kurz nach Mitternacht in dem Club wahllos um sich schoss.
Bei einem Angriff auf die Silvesterfeier in einem der größten Nachtclubs im Zentrum Istanbuls sind mindestens 39 Menschen getötet worden. Zunächst war von 35 Toten gesprochen worden. Unter den bislang 21 identifizierten Opfern seien 16 Ausländer, teilte der türkische Innenminister Süleyman Soylu mit. 69 weitere Menschen seien bei dem Attentat verletzt worden, vier von ihnen schwer. Die Polizei fahnde noch nach dem Angreifer, der kurz nach Mitternacht den Nachtclub Reina attackiert habe, sagte der Minister. "Die Suche nach dem Terroristen geht weiter."
Nach Angaben des Istanbuler Gouverneurs Vasip Sahin erschoss mindestens ein Angreifer in einem Weihnachtsmannkostüm einen Polizisten und einen Zivilisten vor dem Eingang des Nachtclubs Reina, bevor er im Inneren des Clubs wahllos um sich schoss. Er habe "auf die brutalste und gnadenloseste Weise auf unschuldige Menschen gezielt, die nur hergekommen waren, um Silvester zu feiern und Spaß zu haben", sagte Sahin. Die Nachrichtenagentur Dogan berichtete von zwei Angreifern, dafür gibt es bislang jedoch keine Bestätigung.
Der schicke Istanbuler Nachtclub "Reina" ist eine Institution des Nachtlebens in der Bosporus-Metropole. Der direkt am Wasser unterhalb einer der drei großen Brücken über die Meerenge gelegene Club, der über mehrere Restaurants, Tanzflächen und eine zentrale Bar verfügt, ist seit seiner Eröffnung 2002 beim türkischen Jetset, Prominenten sowie ausländischen Touristen sehr angesagt.
Sowohl Fußballspieler als auch türkische Fernsehstars verkehren im "Reina", in das nur ein ausgewähltes, zahlungskräftiges Publikum gelassen wird. Die Partys in dem Club auf der europäischen Seite von Istanbul, von dem sich ein spektakulärer Blick über den Bosporus auf die Lichter der asiatischen Seite bietet, beginnen oft erst nach Mitternacht und enden zumeist in den frühen Morgenstunden.
Nach Angaben der Nachrichtenagentur Dogan feierten und tanzten zum Zeitpunkt des Angriffs zwischen 700 und 800 Menschen in dem berühmten Nachtclub am Ufer des Bosporus. Augenzeugen hätten berichtet, der oder die Angreifer hätten Arabisch gesprochen. Die Durchsuchung des Nachtclubs durch Spezialeinheiten der Polizei dauert demnach an.
Justizminister Bekir Bozdag sprach von einem "hinterhältigen und verräterischen Terroranschlag gegen unsere Türkei, unseren Frieden, unsere Einheit, unsere Brüderlichkeit und gegen uns alle". Der Kampf gegen den Terror werde "entschlossen" weitergeführt. Präsident Recep Tayyip Erdogan zeigte sich tief erschüttert.
Die deutsche Botschaft hatte in einer Mitteilung an Deutsche angesichts der Terrorgefahr mitgeteilt: "Die Teilnahme an öffentlichen Veranstaltungen und Festlichkeiten an Silvester und Neujahr sollte verantwortungsvoll geprüft werden."