GESELLSCHAFT
Ärzte befreien Baby von Aids-Erreger
Baku, den 6. März (AZERTAG). Ein Baby, das im Mutterleib mit HIV infiziert wurde, ist offenbar von dem Aids-Erreger befreit. Eine aggressive Therapie soll die Ausbreitung des Virus im Körper verhindert haben. Es ist bereits der zweite Fall dieser Art.
Ärzten ist offenbar die zweite sogenannte funktionelle Heilung eines Babys gelungen, das mit dem HI-Virus infiziert war. Das Mädchen aus Kalifornien hatte sich den Aids-Erreger im Mutterleib zugezogen und wurde bereits vier Stunden nach der Geburt erstmals behandelt. Es ist der zweite Fall, der zeigt, dass eine frühe Therapie das Virus aufhalten kann.
2013 hatten Wissenschaftler erstmals von einem solchen Erfolg bei einem Mädchen aus dem US-Bundesstaat Mississippi berichtet. Damals wurde das Virus mit Hilfe von antiretroviralen Medikamenten zurückgedrängt, die bereits in den ersten Lebensstunden verabreicht wurden, erklärte Deborah Persaud von der Johns Hopkins School of Medicine. Das Kind sei inzwischen dreieinhalb Jahre alt und verzichte seit zwei Jahren auf antiretrovirale Medikamente.
Die aggressive, frühe Therapie habe nun auch im aktuellen Fall in Kalifornien funktioniert: „Das Kind ist jetzt HIV-negativ“, sagte Persaud. In seinem Blut seien die Viren nicht mehr nachweisbar. Von einer vollständigen Heilung wollen die Mediziner aber noch nicht sprechen. Das Mädchen bekomme nach wie vor einen Cocktail aus drei Aids-Medikamenten.
Auf einer Konferenz zu Retroviren und ähnlichen Infektionen erklärte Persaud, die frühe Therapie mit antiretroviralen Medikamenten könne die Gesundheit von Kindern verbessern, wies aber auch darauf hin, dass es in dem Bereich noch Forschungsbedarf gibt. „Der einzige Weg, wie wir zeigen können, dass die Kinder vollkommen geheilt sind, ist, die Therapie abzusetzen. Das ist nicht ohne Risiko“, so die Medizinerin. „Wir müssen die Fälle nutzen, um aus ihnen zu lernen.“
Im nächsten Schritt sollen in einer klinischen Studie bis zu 60 Babys, die mit einer HIV-Infektion zur Welt kommen, in den ersten 48 Stunden nach ihrer Geburt mit antiretroviralen Medikamenten behandelt werden. Sollte die Studie erfolgreich verlaufen - was sich erst nach einigen Jahren herausstellen wird - könnten die Leitlinien zur Behandlung aller 250.000 jährlich mit HIV geborenen Kinder neu geschrieben werden.
Hoffnung auf Heilung bei Erwachsenen gedämpft - Weltweit sind etwa 33 Millionen Menschen mit HIV infiziert. Antiretrovirale Medikamente können das Virus kontrollieren und den Ausbruch von Aids verhindern oder hinauszögern. In der Schwangerschaft kann eine antiretrovirale Therapie die Infektion von Föten in 98 Prozent der Fälle verhindert. Dennoch kommen jährlich immer noch mehr als 260.000 Kinder zur Welt, die im Mutterleib mit HIV infiziert wurden. Besonders häufig sind die Fälle in Entwicklungsländern.
Die bisher einzige zunächst anerkannte Heilung eines Aids-Patienten ist der Fall des US-Bürgers Timothy Brown, bei dem in den neunziger Jahren in Berlin Aids diagnostiziert worden war. Die Heilung setzte bei Brown ein, nachdem ihm wegen einer Leukämie-Erkrankung Spender-Knochenmark transplantiert worden war, das eine seltene genetische Veränderung aufwies. Im November 2013 verpassten Ärzte der Therapie jedoch einen Dämpfer. Sie berichteten, der Erreger sei nicht besiegt worden.