WELT
C919 startet ihren Testflug vom Shanghaier Flughafen Pudong
Baku, 5. Mai, AZERTAC
Manches dauert auch in China länger als erwartet. Seit mehr als acht Jahren arbeitet China daran, den ersten eigenen großen Passagierjet zu bauen, der Jungfernflug war für das Jahr 2014 vorgesehen - aber daraus wurde nichts. Jetzt aber ist das C919 getaufte Flugzeug zum ersten Mal gestartet. Unter dem Applaus Tausender Schaulustiger hob die Maschine am Freitagmorgen vom internationalen Flughafen in Shanghai ab. Der reguläre Flugbetrieb ruhte deshalb vorübergehend.
Der staatliche Flugzeughersteller Comac (für Commercial Aircraft Corporation of China) will mit dem Flieger, der über 168 Sitzplätze und eine Reichweite von 4075 Kilometern verfügt, der bislang übermächtigen amerikanischen und europäischen Konkurrenz Marktanteile abnehmen. Der Mittelstrecken-Jet mit nur einem Gang zwischen den Sitzreihen zielt auf das absatzstärkste Flugzeugsegment ab, das bisher vom Airbus A320 und der Boeing 737 beherrscht wird.
Luftfahrtexperten rechnen damit, dass noch mindestens zwei bis drei Jahre vergehen werden, bevor die Maschine alle Tests abgeschlossen hat. Ursprünglich war der Jungfernflug für 2014 vorgesehen, musste dann aber aufgrund verschiedenster Probleme immer wieder verschoben werden. Auch bei der feierlichen Vorstellung des Jets im November 2015 hieß es, der Flieger werde in den nächsten Monaten starten - doch auch daraus wurde nichts.
Auch wenn das Flugzeug in China zusammengebaut wurde, spielen ausländische Firmen doch eine Schlüsselrolle für die Produktion. So wurden beispielsweise die Motoren von CFM International geliefert - einem Gemeinschaftsunternehmen von General Electric und Safran. Fahrwerke und Lüftungssysteme kommen vom deutschen Luftfahrtzulieferer Liebherr Aerospace.
Laut Schätzungen könnte China als zweitgrößte Volkswirtschaft bereits bis 2024 die USA als das Land mit dem weltweit höchsten Passagieraufkommen ablösen. 570 Bestellungen von 23 Kunden liegen für die neue Maschine nach Angaben des Flugzeugbauers bereits vor.