GESELLSCHAFT
Cluster-Kopfschmerzen sind sehr viel seltener als andere Kopfschmerzerkrankungen
Baku, 15. August, AZERTAC
Cluster-Kopfschmerzen zählen zu den stärksten Schmerzen überhaupt. Geheilt werden kann die Krankheit nicht. Doch mit den richtigen Therapien lassen sich die Anfälle abmildern und ihre Häufigkeit senken.
Als würde man ihnen einen glühenden Stab durchs Auge stechen oder ein Messer direkt ins Gehirn, so schildern Patienten den Cluster-Kopfschmerz. Wer ihn nicht kennt, kann sich nur schwer vorstellen, wie stark Betroffene leiden.
Der Name leitet sich vom englischen Wort "cluster" für Anhäufung ab. Typisch für den Cluster-Kopfschmerz sind Phasen, in denen es bis zu achtmal täglich zu extremen, einseitigen Schmerzattacken im Bereich von Auge, Stirn oder Schläfen kommt. Ein Schmerzanfall kann von 15 Minuten bis hin zu drei Stunden dauern.
"Suizid-Kopfschmerz" wird er auch genannt, weil die Krankheit zu Depressionen und Suizidgedanken führen kann. Viele fügen sich während der Attacken Verletzungen zu, schlagen sich Kopf oder Hände an der Wand blutig, um dem Schmerz etwas entgegenzusetzen.
Neben den kaum zu ertragenden Schmerzen treten in der Regel ein oder mehrere Begleitsymptome auf: Einigen läuft die Nase, bei anderen tränt ein Auge oder schwillt zu. Das Augenlid kann während des Anfalls schlaff herabhängen und die Pupille sich verengen. Viele Betroffene beginnen im Gesicht zu schwitzen, sie verspüren starke Unruhe und Bewegungsdrang.
Bei jedem Fünften ist der Cluster-Kopfschmerz chronisch - Über einen Zeitraum von mehreren Wochen hinweg kann es phasenweise jeden zweiten Tag zu Anfällen kommen. Besonders häufig treten solche Phasen im Frühling und Herbst auf, dazwischen können Monate oder Jahre vergehen. In einem von fünf Fällen ist der Cluster-Kopfschmerz chronisch. Die Phasen mit Anfällen dauern dann länger als ein Jahr oder schmerzfreie Zeiten halten nicht einmal einen Monat lang an.
Cluster-Kopfschmerzen sind sehr viel seltener als andere Kopfschmerzerkrankungen. Erstmals Betroffene sind oft Ende Zwanzig, die Kopfschmerzen können aber in jedem Alter erstmals auftreten. Gibt es bereits Fälle in der Familie, ist die Wahrscheinlichkeit größer, selbst zu erkranken.
Der Cluster-Kopfschmerz wird manchmal jahrelang nicht richtig erkannt und mit anderen Kopfschmerzarten verwechselt. Bei den Betroffenen kann das zu psychischen Problemen und zur sozialen Isolation führen.
Wie der Kopfschmerz entsteht, ist bis heute nicht geklärt. Möglicherweise lösen während einer Attacke entzündete Gefäße eine biochemische oder mechanische Reizung benachbarter Hirnnerven aus. Diskutiert wird, ob eine Störung im Hypothalamus zum Krankheitsgeschehen beiträgt - der Hirnregion, die für die innere Uhr des Organismus zuständig ist.
Reiner Sauerstoff hilft bei 80 Prozent der Betroffenen - Cluster-Kopfschmerz lässt sich bisher nicht heilen. Ist er einmal erkannt, lässt sich mit der richtigen Behandlung aber in der Regel die Heftigkeit der Schmerzattacken verringern und erreichen, dass diese seltener auftreten.
Vielen Patienten hilft es, sofort zu Beginn eines Anfalls reinen Sauerstoff zu inhalieren. Ein örtlich betäubendes Nasenspray kann den Anfall abmildern. Zusätzlich können einige Triptane, schnell wirksame Migränemittel, verschrieben werden, die dann als Nasenspray genommen oder gespritzt werden. Außerdem wird mit verschiedenen Arten von Medikamenten versucht, den Attacken vorzubeugen.
Während der Cluster-Phasen sollten Betroffene bestimmte Trigger meiden, die die Attacken auslösen können. Dazu gehören der Genuss von Alkohol, das Herzmittel Nitroglyzerin, die Substanz Histamin, die in einigen Lebensmitteln in größeren Mengen vorkommt, aber auch Flackerlicht.
Für die kleine Gruppe chronischer Patienten, bei denen keine andere Therapie Wirkung zeigt, kommen operative Eingriffe in Betracht. Eine relativ neue Methode ist die sogenannte SPG-Stimulation. Dabei wird eine Mini-Elektrode unter dem Wangenknochen eingesetzt, über die sich der Schmerz teilweise blockieren lässt und die Symptome gelindert werden können.