WELT
Demonstranten fordern Rücktritt der Präsidentin
Baku, 12. November, AZERTAC
500.000 Demonstranten verlangten in Seoul, dass Präsidentin Park Geun Hye zurücktritt. Ihr wird Vetternwirtschaft vorgeworfen.
In Südkorea nimmt der Druck auf Präsidentin Park Geun Hye zu, ihr Amt abzugeben. An einer Protestdemonstration im Zentrum der Hauptstadt Seoul beteiligten sich am Samstag mehr als eine halbe Million Menschen. Die Polizei sprach von 220.000 Teilnehmern, die Veranstalter nannte die Zahl 850.000.
Die Menschen waren aus dem ganzen Land angereist. Zug- und Bustickets nach Seoul waren für Freitgabend und Samstagmorgen nur schwer zu bekommen. Die Demonstranten riefen “Tritt zurück“, “tritt zurück!“ Im Zentrum der Affäre steht mit Choi Soon Sil eine Freundin Parks, die sich ohne offizielle Funktion massiv in die Regierungsgeschäfte eingemischt haben soll.
Vetternwirtschaft und Korruption - Zwei öffentliche Entschuldigungen Parks für die Korruptionsaffäre um ihre Vertraute Choi Soon Sil konnten die Südkoreaner bisher nicht beschwichtigen. Choi, die mittlerweile in U-Haft sitzt, ist die Tochter eines früheren Sektenführers und Förderers von Park.
Bei den Ermittlungen geht es auch darum, ob Choi neben der Bearbeitung von Reden Parks Zugang zu Geheimdokumenten hatte. Sie soll außerdem ihre Beziehungen zu Park dazu genutzt haben, um südkoreanische Unternehmen wie Samsung zu Spenden für von ihr gegründete gemeinnützige Stiftungen zu bewegen. Diese soll sie zu ihrer eigenen Bereicherung genutzt haben.
Samsung-Millionen an Dressurreiterin? - Im Zusammenhang mit dem Fall haben Ermittler bereits am Dienstag mehrere Büros des größten Unternehmens Südkoreas durchsucht. Am Samstag verhörten Staatsanwälte einen Samsung-Manager. Der Nachrichtenagentur Yonhap zufolge wird geprüft, ob das Unternehmen einer Tochter Chois unzulässige finanzielle Unterstützung gewährt habe.
Südkoreanischen Medienberichten zufolge soll Samsung 2,8 Millionen Euro unter dem Vorwand eines Beratervertrages an ein Unternehmen Chois in Deutschland überwiesen haben. Das Geld wurde angeblich für das Training der Tochter Chois, einer Dressurreiterin, verwendet.
Im Zuge der Krise hat Park bereits mehrere ihrer engsten Berater verloren und zuletzt Ministerpräsident und Finanzminister ausgetauscht. Vor einer Woche stellte ein Gericht Haftbefehle gegen zwei ehemalige Berater der Staatschefin aus. Ihnen wird unter anderem versuchte Erpressung und die Weitergabe geheimer Informationen zur Last gelegt.