WELT
Eine winzige Bodenspinne verblüfft Forscher
Baku, 9. April, AZERTAC
Wie soll die Beute da entkommen? Kleine Spinnen aus Neuseeland schnappen in irrsinnigem Tempo zu. Forscher haben die Fangtechnik gefilmt.
Eine winzige Bodenspinne verblüfft Forscher. Ihre Kieferklauen schnappen so schnell nach Beute, dass die Bewegung mit bloßem Auge nicht zu erkennen ist. Zudem passiere dies mit ungeheurer Kraft, berichten die Wissenschaftler im Fachmagazin "Current Biology". Spinnen der untersuchten Familie - Mecysmaucheniidae genannt - kommen in Neuseeland und südlichen Regionen Südamerikas vor.
Um die Winzlinge zu beobachten, nutzten die Forscher um Hannah Wood vom Smithsonian Institution's National Museum of Natural History in Washington Hochgeschwindigkeits-Kameras. Bis zu 40.000 Bilder pro Sekunde wurden damit aufgezeichnet.
Die Aufnahmen zeigen, dass die nur wenige Millimeter langen Spinnen zunächst warten, bis erspähte Beute nah genug herangekommen ist - und dann mit extrem hoher Geschwindigkeit ihre beiden Kieferklauen zuschnappen lassen. Die Schnappgeschwindigkeit reichte von gut einem bis zu fast neun Metern pro Sekunde. So dauerte es jeweils nur ein bis fünf Zehntausendstel Sekunden, bis sich die Kieferklauen geschlossen hatten.
Allein mit den winzigen Muskeln der Tiere sei eine solche Leistung nicht möglich, schreiben die Forscher. Es müsse einen Mechanismus geben, in dem die Energie gespeichert und dann auf einen Schlag freigesetzt werde. Ihm will das Team nun näher auf den Grund gehen. Nach Einschätzung der Forscher haben gleich mehrere Mecysmaucheniidae-Arten unabhängig voneinander die besonderen Schlagfallen entwickelt.
"Die Untersuchung zeigt, wie wenig wir erst über Spinnen wissen und wie viel es noch zu entdecken gibt", sagt Wood.
Schnappende Ameisen - Ein ähnlich brachiales Zuschnappen sei bisher nur von bestimmten Ameisen bekannt gewesen, nicht bei Spinnentieren. Die Mundwerkzeuge von Schnappkiefer-Ameisen schnappen sogar mit Geschwindigkeiten von 60 Metern pro Sekunde zu.
Schnell rennende oder giftige Beutetiere werden damit erlegt, bevor sie eine Chance haben, zu entkommen oder sich zur Wehr zu setzen. Die Ameisen nutzen ihre Mundwerkzeuge aber auch, um sich mit einem beherzten Sprung vor Fressfeinden in Sicherheit zu bringen.