GESELLSCHAFT
Einwohner verklagt Behörden auf Schadensersatz
Baku, den 26. Februar (AZERTAG). Der Smog hat bereits seit Tagen den Norden und Osten Chinas fest im Griff. Jetzt formiert sich Bürgerprotest: Ein Einwohner der Provinz Heibei hat Klage gegen die örtliche Umweltbehörde eingereicht - er ist nicht der einzige.
In China formiert sich der Protest. Wegen des gefährlichen Smogs über Nordchina hat ein Einwohner der chinesischen Stadt Shijiazhuang in der Provinz Heibei Klage gegen die örtliche Umweltbehörde eingereicht. Li Guixin fordere 10.000 Yuan (rund 1160 Euro) Schadensersatz für die Kosten, die ihm durch den jährlich wiederkehrenden Wintersmog entstanden seien, berichtete die Tageszeitung „Yanzhao Metropolis“ am Dienstag. Er habe sich einen Luftreiniger und Atemmasken kaufen müssen. Ob seine Klage zugelassen wird, war unklar. Bürger die sich in China mit Behörden anlegen, müssen oft mit Sanktionen rechnen.
Li Guixin ist nicht der Einzige, der seinem Ärger Luft macht. Auch im Internet kursierten im Twitter-ähnlichen Kurznachrichtendienst Sina Weibo Bilder von Statuen chinesischer Geistesgrößen wie Li Dazhao, Cai Yuanpei und Chen Daisun - allesamt mit Mundschutz. Das sei ein „stiller Protest“, lautete einer der Kommentare.
Unter den Denkmälern vor der Universität Peking zeigten die Bilder auch eine Statue des spanischen Dichters Miguel de Cervantes, der ebenfalls eine Atemmaske trug. Xis Spaziergang im Smog im Szeneviertel Nanluoguxiang wurde dagegen im chinesischen Twitter-Dienst als PR-Maßnahme des Präsidenten kritisiert. Fotos zeigten ihn begleitende TV-Kameras. „Warum trägt er keine Atemmaske? Ist das nicht schlecht für seine Gesundheit“, spottete ein anderer Nutzer.
Grillen und Sport verboten - Nordchina ächzt seit Wochen unter dem alljährlich auftretenden Winter-Smog. Vielerorts erreichte die Luftverschmutzung ein gesundheitsgefährdendes Niveau. In Peking wurde am Freitag sogar die Warnstufe Orange ausgerufen - die zweithöchste Stufe auf der Behörden-Skala. Fabriken wurden angewiesen, ihren Betrieb zu drosseln, Bauarbeiten wurden eingestellt und Grillen wurde verboten. Auch Sportunterricht wurde abgesagt.
Der Anteil der gefährlichen PM-2,5-Mikropartikel, also Feinstäube unter 2,5 Mikrometer, lag am Dienstag in Tangshan in der Nachbarprovinz Heibei bei mehr als 570 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft. Dies ist um ein Vielfaches mehr als der von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlene Grenzwert. Bis mindestens Donnerstag sei nach Behördenangaben keine Besserung in Sicht.
Nach dem verheerenden Smog im vergangenen Winter hatte Peking im Herbst seine Notfallpläne verkündet. So sind bei der höchsten Alarmstufe Rot massive Fahrverbote und Fabrikschließungen geplant. Die Pekinger verstehen aber nicht, warum nicht endlich von Orange auf Rot umgeschaltet wird.