WISSENSCHAFT UND BILDUNG
Es berücksichtigt die Planetengeburt
Baku, 6. April, AZERTAC
Seit Jahrzehnten versuchen Astronomen zu verstehen, wieso Gasplaneten nicht von ihrem Zentralgestirn geschluckt werden. Ein Modell bietet nun eine Erklärung. Es berücksichtigt die Planetengeburt.
Eigentlich dürfte es Planeten wie Jupiter und Saturn gar nicht geben. Die riesigen Gasplaneten passen zumindest nicht in das theoretische Weltbild von Astronomen. Besser gesagt: Sie passten bisher nicht in die Theorie. Doch nun hat ein Forscherteam ein neues Modell vorgestellt, das das eigentlich Unmögliche erklärt.
Das Team um Frédéric Masset von der mexikanischen Nationaluniversität in Cuernavaca stellt seine Berechnung im Fachjournal „Nature“ vor. Es löst damit ein jahrzehntealtes Paradoxon.
Nach der gängigen Theorie formen sich Planeten aus der großen Gas- und Staubscheibe, die frisch geborene Sonnen umgibt. Gasriesen wie der Jupiter entstehen dabei aus einem festen „Embryo“, der immer weitere Materiebrocken aufsammelt, bis er groß genug ist, auch eine Gashülle an sich zu binden.
Seit mehr als 30 Jahren wissen Astronomen jedoch von einem gravierenden Problem in diesem Szenario. Durch das Aufsammeln der Materie entstehen in der Gasscheibe Gezeitenkräfte, die den schnell wachsenden Gasplaneten auf einen Spiralkurs geradewegs in seinen Stern hineinschicken. Sie werden also vom Zentralgestirn „geschluckt“.
Extraschub ermöglicht Existenz der Planeten - Die Existenz zahlreicher großer Gasplaneten in unserem und in anderen Sonnensystemen zeigt allerdings, dass die Gasriesen diesem Schicksal regelmäßig entgehen.
Das Team um Masset hat in seine Betrachtungen nun jene Energie mit einbezogen, die frei wird, wenn der Planetenembryo Material aufsammelt. Diese frei werdende Energie heizt das umgebende Gas auf, das sich daraufhin ausdehnt. Wie die Modellrechnungen zeigen, wird das Gas vor und hinter dem entstehenden Planeten jedoch ungleichmäßig aufgeheizt und dehnt sich unterschiedlich stark aus.
Unter dem Strich bekommt der entstehende Planet dadurch etwas Extraschub, der ausreicht, um die fatale Spirale zu verhindern. Auf diese Weise hat er genug Zeit, in den Außenbezirken des jungen Sonnensystems zu einem Gasriesen heranzuwachsen. Diese Simulation liefere tiefere Einblicke in die Entstehung großer Planeten – im Allgemeinen wie auch in unserem eigenen Sonnensystem, schreiben die Autoren.