GESELLSCHAFT
Facebook kennt seine Nutzer einfach besser
Baku, den 25. April (AZERTAG). Facebook beweist, dass es an einer Schlüsselstelle an der Konkurrenz vorbeigezogen ist. Das soziale Netzwerk beherrscht die Werbung auf Mobilgeräten besser, weil es auch seine Nutzer besser kennt.
82 Prozent mehr Einnahmen aus Werbung als im Vorjahreszeitraum, ein Umsatzwachstum um mehr als eine Milliarde Dollar auf 2,5 Milliarden Dollar pro Quartal, eine Verdreifachung des operativen Gewinns vor Steuern und Abschreibungen: Facebooks Quartalszahlen für die ersten drei Monate von 2014, die der Konzern am Mittwochabend bekannt gab, sind eine Demonstration der Stärke.
Das soziale Netzwerk beweist insbesondere im Vergleich mit dem Platzhirsch Google, dass es an einer Schlüsselstelle an der Konkurrenz vorbeigezogen ist: Facebook beherrscht die Werbung auf Mobilgeräten besser, da es seine Nutzer besser kennt.
Wie entscheidend der Werbe-Erfolg auf Smartphones und Tablets ist, zeigt auch ein Blick in die Zahlen: Mittlerweile surfen mehr als eine Milliarde Facebook-Nutzer per Mobilgerät zu ihren Statusseiten, knapp 60 Prozent aller Werbeeinnahmen von Facebook resultieren aus entsprechenden Mobilanzeigen.
Anzeigen zweiter Klasse - eine Täuschung - Diese Anzeigen galten in der Werbewelt noch vor einigen Monaten als Anzeigen zweiter Klasse: Die Nutzer klicken normalerweise weniger oft auf Mobilanzeigen als auf Anzeigen, die sie am PC sehen - sie haben schlicht nicht die Geduld oder die Zeit, Anzeigen auf dem kleinen Bildschirm von Smartphone oder Tablet zu lesen, oder wollen kein mobiles Datenvolumen auf Werbung verschwenden. Dementsprechend zahlen die Werbeagenturen und Mediaplaner bislang weniger Geld für eine Anzeige auf einem Mobilgerät als auf dem PC.
Facebook-Konkurrent Google muss aufgrund der steigenden Bedeutung von Mobilgeräten seit Jahren einen Rückgang seiner Einnahmen pro Anzeige konstatieren, im vergangenen Quartal sanken die Anzeigenpreise bei Google im Jahresvergleich um neun Prozent - der Konzern versucht aktuell, unter anderem mit mehr Werbung vor YouTube-Videos gegenzusteuern.
Facebook dagegen verzeichnet keineswegs einen Abfall der Klickraten im Mobilbereich, im Gegenteil. Die jüngste Ausgabe des Analysedienstes „Social Intelligence Report“ des Online-Softwareanbieters Adobe zeigt, dass das soziale Netzwerk in den vergangenen zwölf Monaten mehr als siebzig Prozent mehr Nutzer-Klicks auf Mobilanzeigen verbuchen konnte, obwohl die Zahl der auf Mobilgeräten angezeigten Anzeigen nur um vierzig Prozent anstieg.
Nutzern relevante Werbung anzeigen - Demnach hat Facebook in den vergangenen Monaten besser als die Konkurrenz herausgefunden, welche Anzeigen auch Mobil-Nutzer derart interessieren, dass sie darauf klicken. Die Fähigkeit, den Nutzern für sie relevante Werbung zu zeigen, ist angesichts der Werbeflut im Netz entscheidend für den langfristigen Erfolg werbefinanzierter Unternehmungen.
Adobes Analyse zufolge hat Facebook einen Wissensvorsprung gegenüber Konkurrent Google, was die Interessen seiner Nutzer betrifft, da sie in dem sozialen Netzwerk mehr über sich preisgeben als bei der bloßen Internetsuche bei Google.
Deswegen versucht der Tech-Konzern seit Monaten, seine Nutzer ebenfalls dazu zu bringen, mehr Informationen über sich abzuspeichern. Doch ein Blick auf die meist mageren und im Vergleich zu Facebook geradezu irrelevanten Nutzerprofile in Googles Konkurrenz-Netzwerk Google+ zeigt, dass dieser Versuch bislang scheitert.
Eigenes Werbenetzwerk für Mobilgeräte geplant - Noch hat Google einen enormen Umsatzvorsprung vor Facebook, der Konzern nahm im vergangenen Quartal 14 Milliarden Dollar ein. Googles Vorsprung liegt nicht zuletzt darin begründet, dass der Konzern Anzeigenplatz nicht nur auf den eigenen Seiten, sondern auch auf den Seiten von Partnern verkauft. Google ist dank seines Werbenetzwerkes der größte Makler für Anzeigenplatz im Internet weltweit.
Genau hier will Facebook dem Konzern jedoch künftig Konkurrenz machen: US-Medienberichten zufolge will Facebook-CEO Mark Zuckerberg auf seiner jährlichen Entwicklerkonferenz f8 am 30. April ein eigenes Werbenetzwerk für Mobilgeräte vorstellen, das direkt mit dem von Google konkurrieren soll.
Damit könnte Facebook seine aktuell überlegene Werbetechnik nicht mehr bloß auf den eigenen Seiten, sondern auch auf Mobilangeboten Dritter zum Einsatz bringen, und Google im entscheidenden Markt für Mobilwerbung direkter unter Druck setzen.