WELT
Korruptionsskandal in Südkorea: Vier weitere Spitzenmanager angeklagt
Baku, 28. Februar, AZERTAC
Der Korruptionsskandal um Südkoreas Präsidentin Park Geun Hye trifft den größten Konzern des Landes bis ins Mark. Die Staatsanwaltschaft hat am Dienstag Anklage gegen den Chef der Samsung-Gruppe, Lee Yae Yong, erhoben. Sie verdächtigt ihn der Bestechung und Veruntreuung. Auch vier weitere Spitzenmanager sind angeklagt.
Als Reaktion kündigte der Konzern einen Umbau an. Die einzelnen Töchter sollen künftig unabhängig tätig sein und von eigenen Vorstandschefs und Führungsgremien geleitet werden. Mehrere Top-Manager treten zurück. Dazu gehören Lees Vize und Strategiechef Choi Gee Sung sowie Park Sang Jin, der Präsident der Smartphone-Tochter Samsung Electronics, die beide ebenfalls angeklagt wurden.
Für Samsung Electronics ist die Entwicklung ein weiterer Schlag in einer ohnehin schwierigen Zeit. Der Konzern laboriert noch immer an den Folgen des Milliarden-Debakels um das Vorzeigehandy Galaxy Note 7, das wegen Brandgefahr vom Markt genommen werden musste.
Lee befindet sich seit dem 17. Februar in Untersuchungshaft. Ihm werde auch Meineid bei seiner Aussage vor dem Parlament vorgeworfen, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Er soll umgerechnet 34 Millionen Euro Schmiergeld gezahlt haben, um die Zustimmung der Regierung zu einer wichtigen Fusion innerhalb der Gruppe zu bekommen. Das Geld ging an Organisationen einer Freundin von Präsidentin Park, gegen die das Parlament im Dezember ein Amtsenthebungsverfahren eingeleitet hat.
Parks Freundin Choi Soon Sil steht im Zentrum des Skandals, der das Land seit Monaten in seinen Grundfesten erschüttert. Sie soll sich in Regierungsgeschäfte eingemischt und mehr als 50 Konzerne zu Spenden an Stiftungen genötigt haben. Lee, Park und Choi bestreiten ein Fehlverhalten.
Hintergrund der Verhaftung Lees ist ein Ringen um die Erbfolge in der Samsung-Gruppe. Diese wird von Lee geführt, seit sein Vater Lee Kun Hee 2014 durch einen Herzinfarkt außer Gefecht gesetzt wurde. Um die Macht der Familie in Zukunft zu festigen, hat der 48-jährige Enkel des Firmengründers einen Umbau in die Wege geleitet. Wichtiger Bestandteil der Pläne war die Firmenfusion innerhalb der Gruppe, die nun auf ihn zurückfällt.